Gesundheitswesen 2015; 77 - A218
DOI: 10.1055/s-0035-1563174

Notwendigkeit und Möglichkeiten zur Verringerung von Frühgeburten

W Kirschner 1
  • 1Forschung Beratung + Evaluation FB+E, Berlin

Hintergrund: Die Frühgeburt stellt seit mehr als 20 Jahren national und international das zentrale Problem der Geburtsmedizin dar. Trotz zunehmender diagnostischer und therapeutischer Möglichkeiten ist die Frühgeburtenrate nicht gesunken, vielmehr seit den neunziger Jahren bis zum Jahr 2006 kontinuierlich angestiegen. Im Jahr 2013 sind in Deutschland allerdings immer noch 8% aller Geburten Frühgeburten. Der epidemiologische Kenntnisstand zu Risikofaktoren der Frühgeburt ist vergleichsweise gut, Interventionen zur Reduktion des Programms sind aber nicht sehr häufig. Methodik: Eine Evaluation internationaler Projekte zur Verringerung von Frühgeburten ergab, dass sowohl eher unspezifische Maßnahmen der Gesundheitsförderung zum Einsatz kommen, als auch spezifisch medizinisch-diagnostische Interventionen, die sich gezielt auf einzelne Risikofaktoren wie Vaginalinfektionen etc. richten. Das im Jahr 2000 entwickelte BabyCare-Programm ist mit den Instrumenten eines Handbuchs, eines Fragebogens sowie eines individuellen Auswertungsschreibens zunächst ein unspezifisches Programm der Gesundheits- und Ernährungsberatung für Schwangere. An dem Programm, mit dem ca. 80 Krankenkassen kooperieren, haben bisher ca. 150.000 Schwangere teilgenommen. Ergebnisse: Die regelmäßige interne und externe Evaluation des Programms zeigt eine Verringerung der Frühgeburten um ca. 20%. Schwer lösbare Probleme bestehen allerdings in der Erhöhung der Programmreichweite, da die Kassen die Schwangerschaft einer Versicherten nicht oder zu spät kennen. Neben Maßnahmen zur Lösung des „Identifikationsproblems“ wird das Programm schrittweise um spezifische Interventionen ergänzt. Seit dem Herbst 2014 erfolgt in Zusammenarbeit mit der AOK-Nordost und dem Berufsverband der Frauenärzte eine Intervention, die sich zusätzlich auf die frühzeitige Erkennung von Vaginalinfektionen sowie Gestationsdiabetes richtet. Damit soll auch eine weitere Verringerung der Frühgeburten erreicht werden. Diskussion: Hier werden Hemmnisse und notwendige Weiterentwicklungen beim Versuch der Verringerung von Frühgeburten in Deutschland dargestellt.

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