Gesundheitswesen 2015; 77 - A168
DOI: 10.1055/s-0035-1563124

Bedeutung der interprofessionellen Kommunikation im Pflegerisch-Medizinischen Miteinander

A Eich-Krohm 1
  • 1Medizinische Fakultät, Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Magdeburg

Hintergrund: Interprofessionelle Kommunikation im Stationsalltag erfährt zum Wohle des Patienten eine immer größere Bedeutung. Beide Berufsgruppen, Pflege und Medizin, werden jedoch auf diese Zusammenarbeit meist nicht strukturiert und fundiert vorbereitet, sondern es wird angenommen, dass diese Zusammenarbeit selbstverständlich funktioniert. Seit zwei Jahren wird ein Kurs „Pflege“ für Medizinstudenten im ersten Studienjahr an der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg angeboten. Das Ziel des Kurses ist, die Studenten auf die Zusammenarbeit mit Pflegefachkräften vorzubereiten. Alle Studenten haben schon ein Krankenpflegepraktikum von mindestens 30 Tagen absolviert und „Pflege“ im Stationsalltag erlebt. Die Befragung zu Beginn des Kurses zeigt jedoch, dass das Wissen über professionelle Gesundheits- und Krankenpflege völlig unzureichend ist. Der eigenverantwortliche Handlungs- und Kompetenzbereich der Pflege wird nicht wahrgenommen und gleichzeitig eine Sozialisation in historisch begründete hierarchische Strukturen gefördert, die eine spätere Zusammenarbeit auf Augenhöhe verhindert. Methode: Um eine veränderte Sichtweise zu erwirken, bekommen die Studenten als Aufgabe, Interviews mit Pflegefachkräften und Medizinern durchzuführen. Die Interviewpartner sollen sich an eine Person aus der anderen Profession, mit der sie gerne zusammenarbeiten, erinnern und ihre positiven Qualitäten beschreiben. Ergebnisse: Die insgesamt 70 Interviews wurden inhaltsanalytisch nach Meyring ausgewertet. Trotz der positiven Fragestellung sind die Aussagen der Pflegefachkräfte insgesamt negativer als die der Mediziner. Während Mediziner davon berichten, wie viel sie von Pflegefachkräften gelernt haben, berichten die Pflegefachkräfte umgekehrt eher von negativen Beispielen. Die Größe der Station und des Stationsteams, Respekt, offener Umgang mit Kritik und Altersunterschiede werden als Herausforderungen für die Zusammenarbeit gesehen. Diskussion: Die Ergebnisse sind wichtig in Bezug auf: a) die Rolle der Pflege in der Anleitung von Medizinern zu Beginn ihrer Karriere, b) die zielgerichtete und strukturierte Durchführung des Krankenpflegepraktikums als Wegbereiter der interprofessionellen Zusammenarbeit und c) die krankenhausspezifische Organisation gemeinsamer Fort- und Weiterbildungen für Pflegefachkräfte und Mediziner.