Gesundheitswesen 2015; 77 - A167
DOI: 10.1055/s-0035-1563123

Sozialmedizinische Skills, ein neues Lehrformat im Humanmedizinstudium – Implementierung und Evaluation an den Universitäten Tübingen und Leipzig

S Hildenbrand 1, M Michaelis 1, 2, S Völter-Mahlknecht 1, A Wagner 1, E Simoes 3, S Riedel 4, S Wienholz 4, SG Riedel-Heller 4, MA Rieger 1
  • 1Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen
  • 2FFAS Freiburger Forschungsstelle Arbeits- und Sozialmedizin, Freiburg
  • 3Institut für Frauengesundheitsforschung Baden-Württemberg, Universitätsfrauenklinik Tübingen, Tübingen
  • 4Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Universität Leipzig, Leipzig

Einleitung/Hintergrund: Im Fach Sozialmedizin wurde für Medizinstudierende 2013 ein neues Lehrformat an der Universität Tübingen entwickelt und implementiert. Im Seminar werden der Umgang mit maximal fünf im Berufsalltag auftretenden sozialmedizinischen Themen und das praktische Tun („Hands on“) geübt. So üben die Studierenden z.B. die Erstellung eines ärztlichen Befundberichts zum Rehabilitationsantrag. Als Material werden u.a. Patientenvignetten und Texte zur Bearbeitung von Leitfragen ausgegeben. Die Ergebnisse werden nach einer Brainstorming- und Bearbeitungsphase in Kleingruppen im Plenum präsentiert. Dieses Seminarformat wurde zum WS 2014/2015 auch an der Universität Leipzig eingeführt. Begleitend wird das Format über zwei Semester an beiden Universitäten evaluiert. Material und Methodik: Es wurde ein Fragebogen mit 24 Items entwickelt, der am Seminarende von den Studierenden anonym und freiwillig ausgefüllt werden konnte. Mit einer positiv gerichteten 5-stufigen Likert-Skalierung wurden u.a. Einstellungen zur Bedeutsamkeit der Themen, zur Bewertung des Lehrformats und zum subjektiven Erkenntnisgewinn erfragt. Ergebnisse: Im WS 2014/2015 betrug der Fragebogenrücklauf 95% (Tübingen, n = 147) bzw. 96% (Leipzig, n = 125). Der Anteil fehlender Werte betrug unter 5%. 76% (Arbeitsunfähigkeit) bis 56% (Wiedereingliederung) aller Teilnehmenden sahen die behandelten Themen als bedeutsam für die spätere Praxis an. Die Auswahl des Informationsmaterials wurde im Median mit 4 bewertet (5 = sehr gut). Die Eignung des Lernformats für die Vermittlung von praktischen Kompetenzen und die Fragen zum subjektiven Erkenntnisgewinn wurden im Median mit 3 bewertet. Es gab keinen Unterschied zwischen den beiden Universitäten. Diskussion und Schlussfolgerungen: Das Lehrformat ist studierendenzentriert und passt somit zu den Empfehlungen des Wissenschaftsrats zur Weiterentwicklung des Humanmedizinstudiums. Der entwickelte Fragebogen ist praktikabel. Die mittleren Beurteilungen sind zum einen nicht überraschend für das von den Studierenden als eher wenig relevant angesehene Fach Sozialmedizin, weisen aber auf Verbesserungsbedarf hin, z.B. hinsichtlich Zeitmanagement und Fokussierung der Leitfragen. Auch sollte die Themenauswahl überdacht werden.

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