Hintergrund: Die epidemiologische Lebenslaufforschung versteht Gesundheit als Ergebnis langfristiger biologischer, psychologischer und sozialer Prozesse, die oftmals ihren Beginn in Kindheit und Jugend haben. Im besonderen Fokus stehen sog. kritische oder sensible Perioden mit besonderer Vulnerabilität sowie das Zusammenwirken verschiedener Schutz- und Risikofaktoren. Die Grundlage zur Beantwortung von Fragestellungen nach Ursache, Beginn und der Entwicklung von Gesundheitsstörungen vor dem Hintergrund besonderer Lebensphasen sind Daten aus Kohortenstudien. Für die drei Public Health hoch relevanten Gesundheitsstörungen Psychische Störungen/AD(H)S, Adipositas und Allergien/Asthma bronchiale werden in einer Vertiefungsstudie im Rahmen der Welle 2 der „Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ (KiGGS) vielfältige familiäre und versorgungsspezifische Einflussfaktoren erhoben und nach Abschluss der Datenerfassung ab 2017 längsschnittlich analysiert. Methodik: Die KiGGS-Studie wird am Robert Koch-Institut im Rahmen des Gesundheitsmonitorings als Untersuchungs- und Befragungssurvey mit Längsschnittkomponenten durchgeführt. Im längsschnittlichen Teil der Studie (KiGGS-Kohorte) werden die Teilnehmer/innen der Basiserhebung (2003 – 2006; Untersuchungs- und Befragungssurvey mit n = 17.641; Response = 66,6%) bis ins Erwachsenenalter begleitet. Nach der ersten telefonischen Folgebefragung in KiGGS Welle 1 (2009 – 2012; n = 11.995) ist die Studie seit 2014 in der dritten Erhebungswelle KiGGS Welle 2, die erneut als Untersuchungs- und Befragungssurvey stattfindet. Ergebnisse: In der Präsentation werden 1. eine Übersicht ähnlicher internationaler/nationaler Studien, 2. der theoretische Hintergrund und die Fragestellungen sowie 3. die eingesetzten Instrumente, Untersuchungen und geplanten Analysemethoden vorgestellt. Diskussion: Die vorgestellte Studie ermöglicht nach Abschluss der KiGGS Welle 2 die Analyse gesundheitlicher Verläufe und zugrunde liegender Einflussfaktoren für die drei chronischen Gesundheitsstörungen. Zielsetzung ist dabei, Krankheitsverläufe detailliert zu beschreiben, Kausalitäts- und Interaktionsanalysen zu den Einflüssen familiärer und versorgungsbezogener Faktoren auf die Genese, Progression, Chronifizierung oder Remission durchzuführen sowie die Auswirkungen der drei Gesundheitsstörungen selbst auf die gesundheitliche und psychosoziale Entwicklung zu beschreiben. Hieraus lassen sich gesundheitspolitische Maßnahmen in den Bereichen Prävention und Versorgung für das Kindes- und Jugendalter ableiten, deren Auswirkungen bis in das Erwachsenenalter reichen.
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