Gesundheitswesen 2015; 77 - A150
DOI: 10.1055/s-0035-1563106

Mixed-Methods-Design als Methode der Prozessevaluation in der lebensweltorientierten Gesundheitsförderung

K Hofer 1, G Käfer 1
  • 1FH JOANNEUM GesmbH, Institut Gesundheits- und Tourismusmanagement, Bad Gleichenberg

Hintergrund: In den letzten zehn Jahren zeigt sich in der empirischen Sozialforschung verstärkt ein Trend in Richtung Methodenkombination und Methodenintegration. Der kombinierte Einsatz von quantitativen und qualitativen Forschungsmethoden ist in der angewandten Evaluation und in der Evaluationsforschung stark verbreitet (Kuckartz, 2014). Die FH JOANNEUM, Institut Gesundheits- und Tourismusmanagement, hat fünf lebensweltorientierte Gesundheitsförderungsprojekte prozessorientiert mit einem Mixed-Methods-Design wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Methodik: Regelmäßige Reflexionstreffen mit Projektteams, Fokusgruppendiskussionen, Workshops zur Ausarbeitung von Indikatoren und leitfadengestützte Interviews mit Zielgruppen werden in diesem Mixed-Methods-Design als qualitative Methoden eingesetzt. In Kombination dazu unterstützen quantitative Online- oder Paper-Pencil-Befragungen zu Projektveranstaltungen und -aktivitäten sowie zu Evaluationsfragen im Gesamtprojekt die Prozessevaluation. Die detaillierte Planung und Umsetzung der Evaluationsschritte erfolgt in enger Abstimmung mit den Projektverantwortlichen. Ergebnisse: Der Mixed-Methods-Ansatz eröffnet verschiedene Perspektiven der einzelnen Zielgruppen im Projekt und vervollständigt durch das Herstellen eines inhaltlichen Bezuges zueinander, das Gesamtbild des Evaluationsgegenstandes. Die Kombination aus quantitativen und qualitativen Methoden in der wissenschaftlichen Begleitung von Projektteams ermöglicht es, projektbezogene Problemsituationen auf Basis unterschiedlicher Erhebungsmethoden auf einer Metaebene kritisch zu diskutieren und laufende Projektaktivitäten entsprechend zu optimieren und anzupassen. Durch gezielte offene und geschlossene Fragestellungen der EvaluatorInnen wechseln die TeilnehmerInnen ihre Sichtweisen und erkennen neue Wege zur Lösung von Problemsituationen, auf welchen die Planung der nächsten Projektschritte basiert. Diskussion: Der kombinierte Einsatz von quantitativen und qualitativen Methoden in der Prozessevaluation bringt einen hohen Zeitbedarf in Planung, Umsetzung und Auswertung der Evaluationsschritte mit sich, welcher sich in der Regel nicht mit den von Projektverantwortlichen definierten Kostenrahmen deckt. Dennoch wird der Mehrwert einer Methodenkombination von Projektverantwortlichen, AuftraggeberInnen und FördergeberInnen als zielführend in der lebensweltorientierten Gesundheitsförderung erachtet. Außerdem fördert der Einsatz eines Mixed-Methods-Designs die Zusammenarbeit in inter- und transdiziplinären Teams im Bereich der Gesundheitsförderung und hebt darüber hinaus die Qualität der durchzuführenden Evaluation.

Referenzen beim Verfasser