Gesundheitswesen 2015; 77 - A130
DOI: 10.1055/s-0035-1563086

Legionellen in Abwasser

S Huber 1, S Walser 2, B Brenner 2, S Kolb 2, C Herr 2, C Höller 1
  • 1Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim
  • 2Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München

Während des Legionellose-Ausbruchs in Warstein im August/September 2013 erkrankten 165 Menschen, drei davon starben. Als wahrscheinlichste Ursache für die Erkrankungen gelten legionellenhaltige Aerosole aus einem Rückkühlwerk, das aus Oberflächenwasser gespeist wurde. In diesem Oberflächengewässer wurden hohe Legionellenkonzentrationen nachgewiesen. Der Eintrag erfolgte sehr wahrscheinlich über die kommunale Kläranlage, die unter anderem belastetes Abwasser aus der örtlichen Brauerei behandelte. Seit diesen Ereignissen besteht in Deutschland ein erhöhtes Interesse an der Fragestellung, inwieweit hohe Legionellenkonzentrationen über geklärtes Abwasser in die Umwelt gelangen, und ob daraus Gesundheitsgefahren für die Bevölkerung resultieren. Da sich Legionellen bei Wassertemperaturen unter 20 °C nur langsam vermehren, wurden für die Untersuchungen Kläranlagen ausgewählt, in denen Abwässer mit erhöhten Wassertemperaturen behandelt werden. Erhöhte Temperaturen findet man in Kläranlagen von Brauereien, von milchverarbeitenden Betrieben sowie von Betrieben der Papierherstellung oder -verarbeitung. Für den Nachweis von Legionellen in Abwasser gibt es bisher keine standardisierte Methode. Abwasser – auch geklärtes – enthält sehr hohe Konzentrationen an verschiedensten Mikroorganismen. Dies erschwert den Legionellennachweis im Vergleich zur Untersuchung von Trinkwasser. Am LGL wurde eine kulturelle Methode etabliert, die Verdünnung und Hitzebehandlung der Proben beinhaltet. Untersucht wurden Proben aus den biologischen Stufen der Abwasserreinigung und geklärte Abwässer. Daneben wurden Bioaerosolproben aus den Kläranlagen auf Legionellen untersucht, um Hinweise auf evtl. Gesundheitsrisiken für die Beschäftigten in den Kläranlagen zu erhalten. Zusätzlich zum kulturellen Nachweis wurden Wasser- und Luftproben auch mit molekularbiologischen Verfahren (quantitative real-time PCR) untersucht. Nach Auswertung erster Ergebnisse zeichnet sich ab, dass molekularbiologisch im größten Teil der Wasserproben Legionella spp. nachgewiesen werden. Aber auch kulturell werden in den meisten untersuchten Kläranlagen Legionellen detektiert. In den Luftproben waren bisher nur einige PCR-Nachweise positiv. Die ersten Ergebnisse deuten darauf hin, dass unter bestimmten Voraussetzungen erhöhte Legionellenkonzentrationen über Kläranlagen in die Umwelt gelangen können. Bei der Ursachenforschung während Ausbrüchen sollten Kläranlagen daher immer mit in Betracht gezogen werden.