Gesundheitswesen 2015; 77 - A127
DOI: 10.1055/s-0035-1563083

Patientinnenteilnahme an Tumorboards – die Sicht teilnehmender Patientinnen

L Ansmann 1, N Ernstmann 1
  • 1Universität zu Köln, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR), Köln

Hintergrund: Die Patientinnenbefragung in den nordrhein-westfälischen Brustzentren ergab in 2013, dass Patientinnen in einigen Zentren und abhängig von Patientinnenmerkmalen wie Erkrankungsschwere, Art der Operation, Alter und Bildung zur Teilnahme am Tumorboard eingeladen werden. Bisher ist unerforscht, wie Tumorboards mit Patientinnenteilnahme ablaufen und welche Vor- und Nachteile die Teilnahme für die Patientinnen selbst und für die Versorger hat. In der Literatur werden patientenseitige Vorteile wie Partizipation an der Entscheidungsfindung und erhöhte Compliance, aber auch Nachteile wie Überforderung und Angst diskutiert, jedoch nahezu ohne empirische Grundlage. Dieser Beitrag erforscht daher die retrospektive Sicht der teilnehmenden Patientinnen. Methodik: Die jährliche poststationäre Patientinnenbefragung in den nordrhein-westfälischen Brustzentren wurde in 2014 um eine Definition des Tumorboards und weitere Fragen zur Information über und zur Teilnahme am Tumorboard ergänzt. Es wurden n = 4194 Patientinnen (Rücklauf 87%) mit primärem Mammakarzinom zwischen Februar und Juli 2014 befragt. Die Ergebnisse werden deskriptiv dargestellt. Ergebnisse: Es berichten 8,4% der Patientinnen über das Angebot der Teilnahme am Tumorboard und 4,2% (n = 165) über die tatsächliche Teilnahme. Die meisten teilnehmenden Patientinnen berichteten über eine Dauer ihrer Teilnahme von bis zu 20 Min. (70,1%) und über die Teilnahme von bis zu 4 weiteren Personen (52,6%). Dauer und Teilnehmerzahl variieren jedoch stark. Zudem konnten etwa 95% der Patientinnen ihre Meinung zur weiteren Behandlung äußern und etwa 90% wurden im Tumorboard in die Entscheidung einbezogen. Etwa 92% der Patientinnen antworteten auf die Frage, ob sie die Teilnahme bereuten, mit „überhaupt nicht“ oder „eher nicht“. Diskussion: Die Patientinnenteilnahme ist in den Häusern unterschiedlich organisiert. Die Einschätzung der Patientinnen bzgl. ihrer Partizipation und das seltene Bereuen der Teilnahme deuten auf eine hohe Zufriedenheit der Patientinnen hin. Weitere Forschung zur Evaluation der Patientinnenteilnahme und der Machbarkeit erscheinen notwendig. Ein hier anknüpfendes Forschungsprojekt ist bereits in Planung.

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