Gesundheitswesen 2015; 77 - A98
DOI: 10.1055/s-0035-1563054

Der Einfluss von psychischen Arbeitsbeanspruchungen auf chronische Rückenschmerzen bei Pflegekräften in Rheinland-Pfalz

S Rieger 1, E Leschnik 1, M Gutendorf 1, S Letzel 1, LC Escobar Pinzon 1
  • 1Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz

Einleitung/Hintergrund: In bisherigen Studien werden sowohl hohe emotionale Belastungen und Beanspruchungen für Pflegekräfte beschrieben, als auch Rückenschmerzen bei Pflegekräften als ein relevantes Thema dargestellt. Darüber hinaus werden unterschiedliche arbeitsbezogene Merkmale als Risikofaktoren für Rückenschmerzen betrachtet. Ziel der Studie war es, den Einfluss der psychischen Arbeitsbeanspruchungen auf chronische Rückenschmerzen bei Pflegekräften zu untersuchen. Daten/Methodik: Als Datengrundlage wurde eine Querschnittserhebung von 98 Pflegekräften der stationären und ambulanten Kranken- und Altenpflege genutzt, die im Jahr 2014 stattfand. Um die arbeitsbedingten Beanspruchungsreaktionen zu identifizieren wurden 10 Items des BGW miab genutzt. Mit den 10 Items konnten die Beanspruchungsreaktionen „Mangel an Arbeitsmotivation“, „Arbeitsunzufriedenheit“, „reaktives Abschirmen“, „Aversion gegenüber Bewohner/Patienten“ und „emotionale Erschöpfung“ gemessen werden. Bei den chronischen Rückenschmerzen wurde die Lebenszeitprävalenz betrachtet. Ergebnisse: 91,8% der Pflegekräfte waren weiblich und das Durchschnittsalter lag bei 42 Jahren. 56,1% der Pflegekräfte litten unter chronischen Rückenschmerzen. In Bezug auf die Items zu den arbeitsbedingten Beanspruchungsreaktionen gab es einen signifikanten Zusammenhang zwischen chronischen Rückenschmerzen und sich ausgebrannt fühlen („emotionale Erschöpfung“), gereizt sein („emotionale Erschöpfung“), häufig die Geduld verlieren („Aversion gegenüber Bewohner/Patienten“) und der Furcht vor der emotionalen Verhärtung („Arbeitsunzufriedenheit“). In der binären Regressionsanalyse (0 = keine chronische Rückenschmerzen vs. 1 = chronische Rückenschmerzen) erwies sich die emotionale Erschöpfung als signifikant (p = 0,001). So hatten diejenigen, die emotional erschöpft waren ein 32% höheres Risiko an chronischen Rückenschmerzen zu leiden, als diejenigen, die nicht emotional erschöpft waren. Diskussion/Schlussfolgerung: Die Auswertungen legen nahe, dass die psychischen Arbeitsbeanspruchungen einen großen Einfluss auf chronische Rückenschmerzen bei Pflegekräften haben und sich insbesondere die emotionale Erschöpfung negativ auf chronische Rückenschmerzen auswirkt. In der bisherigen Literatur werden sowohl Rückenschmerzen als auch die emotionale Erschöpfung bei Pflegekräften beobachtet. Einen Einfluss der emotionalen Erschöpfung auf chronische Rückenschmerzen bei Pflegekräften wurde bisher in dieser Weise nicht beschrieben. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass es wichtig ist, den arbeitsbedingten Beanspruchungsreaktionen mit Präventionsmaßnahmen entgegenzuwirken.

Referenzen beim Verfasser

*Die Studie wurde vom Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz durchgeführt und vom Europäischen Sozialfond Rheinland-Pfalz und dem Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Rheinland-Pfalz gefördert.