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DOI: 10.1055/s-0035-1563010
Kontrollgruppenbildung mittels Propensity Score Matching zur Wirtschaftlichkeitsbewertung von Disease-Management-Programmen
Die Versorgung und Betreuung chronisch Kranker soll und kann durch strukturierte Behandlungsprogramme verbessert werden. Die gesetzlichen Krankenkassen bieten ihren Versicherten daher auf gesetzlichen Grundlagen die Einschreibung in sogenannte Disease-Management-Programme (DMP) an, die auf medizinischer Evidenz und wissenschaftlichen Leitlinien basieren. DMPs gibt es aktuell für die Krankheiten Diabetes mellitus Typ 1 und 2, Asthma, COPD, KHK und Brustkrebs. Eingeschriebene Versicherte werden dabei kontinuierlich von ihrem behandelnden Arzt betreut, der auch die Koordination mit anderen Leistungserbringern übernimmt. So sollen Komplikationen und Folgeerkrankungen möglichst verhindert sowie unnötige Doppeluntersuchungen vermieden werden. Neben dem Versorgungsaspekt ist auch die Wirtschaftlichkeit dieser Programme ein wichtiger Faktor im Gesundheitssystem. Die Wirtschaftlichkeit je DMP kann auf Basis eines Vergleichs der Leistungsausgaben für teilnehmende und nichtteilnehmende Versicherte mit der jeweiligen DMP-Erkrankung bewertet werden. Da die Versichertenstruktur in der Gruppe der Teilnehmer und der Gruppe der Nichtteilnehmer im Allgemeinen unterschiedlich ist, ist eine wissenschaftlich fundierte Kontrollgruppenbildung nötig. Diese wird mittels Propensity Score Matching (PSM) durchgeführt und ist Gegenstand dieses Beitrags. Ziel des PSM ist es, zur Gruppe der Teilnehmer eine Untergruppe an Nichtteilnehmern so auszuwählen, dass die Versichertenstruktur dieser Untergruppe vergleichbar mit der der Gruppe der Teilnehmer ist. Dazu wird zunächst für alle Versicherten mit der jeweiligen DMP-Erkrankung die Teilnahmewahrscheinlichkeit für das DMP mittels zur Verfügung stehender Routinedaten der AOK Bayern (wie Alter, Geschlecht, Morbidität) geschätzt. Für jeden Teilnehmer wird dann, soweit möglich, ein Nichtteilnehmer ausgewählt, der eine ähnliche Teilnahmewahrscheinlichkeit aufweist. Alle auf diese Weise ausgewählten Nichtteilnehmer bilden die Kontrollgruppe zur Gruppe der Teilnehmer. Nach einem erfolgreichen Matching, d.h. vergleichbaren Versichertenstrukturen in den beiden Gruppen, kann die Differenz der durchschnittlichen Leistungsausgaben der beiden Gruppen zur Bewertung der Wirtschaftlichkeit herangezogen werden. Für die untersuchten DMP konnte durch die Kontrollgruppenbildung mit PSM eine signifikante Verbesserung in der Vergleichbarkeit der Versichertenstruktur von Teilnehmern und Nichtteilnehmern erreicht werden und so die Wirtschaftlichkeitsbewertung durchgeführt werden.