Gesundheitswesen 2015; 77 - A53
DOI: 10.1055/s-0035-1563009

Kosteneffektivität eines neuen standardisierten Schulungsprogramms in der Rehabilitation von Patienten mit chronischem Rückenschmerz

S Neusser 1, J Biermann 2, K Meng 3, H Faller 4, J Wasem 2, A Neumann 5
  • 1Lehrstuhl für Medizinmanagement,Universität Duisburg-Essen, Essen
  • 2Lehrstuhl für Medizinmanagement Universität Duisburg-Essen, Essen
  • 3Universität Würzburg, Würzburg
  • 4Universität Würzburg, Abteilung Medizinische Psychologie, Würzburg
  • 5Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen, Essen

Hintergrund: Chronische Rückenschmerzen betreffen in Deutschland gut ein Fünftel der erwachsenen Bevölkerung und sind aus gesundheitsökonomischer Sicht mit hohen direkten und indirekten Kosten verbunden. Patientenedukation gehört zu den wichtigsten Bausteinen der stationären Rehabilitation, allerdings existiert eine große Spannbreite unterschiedlicher nicht standardisierter Programme und der Wissensstand hinsichtlich der Kosteneffektivität dieser Programme ist gering. Ziel des Projekts ist die Ermittlung der Kosteneffektivität einer neuen standardisierten Patientenschulung in der stationären Rehabilitation chronischer Rückenschmerzen im Vergleich zu herkömmlichen Patientenschulungen in diesem Setting. In der vorliegenden Analyse werden zunächst die Kosten dargestellt. Methodik: Es wurde eine kontrollierte prospektive Multicenterstudie zum Vergleich der neuen standardisierten Patientenschulung mit der herkömmlichen Patientenschulung im Rahmen der stationären Rehabilitation chronischer Rückenschmerzen durchgeführt. Einschlusskriterien waren Patienten mit ICD-10 GM Diagnosen M51, M53, M54 zwischen 18 und 65 Jahren. Die Patienten wurden zu Beginn der Rehabilitationsmaßnahme sowie 6 Monate und ein Jahr nach Ende der Rehabilitationsmaßnahme mittels standardisiertem Erhebungsbogen zu Aspekten wie gesundheitsbezogener Lebensqualität, Arzneimittelverbrauch, Arztkontakte sowie Arbeitsunfähigkeitstagen befragt. Studienbasisjahr ist 2011. Indirekte Kosten werden nach dem Friktionskostenansatz berechnet. Die Kostenanalyse erfolgt aus gesellschaftlicher Perspektive nach dem Difference-in-Difference Ansatz. Ergebnisse: Die Auswertung beruht auf 535 Patienten (Interventionsgruppe: 279/Kontrollgruppe 256), die sich zu mindestens zwei Zeitpunkten an der Befragung beteiligten, die Mehrheit von ihnen nahm zu allen Erhebungszeitpunkten teil (n = 328). Vor der Intervention betragen die durchschnittlichen direkten Kosten 6.150 € in der Interventions- und 6.090 € in der Kontrollgruppe. Die indirekten Kosten betragen 1.430 € (IG) und 1.440 € (KG). Im Jahr nach der Intervention ergeben sich Kosten in Höhe von 10.030 € in der Interventions- und 13.520 € in der Kontrollgruppe. Die Differenz der Kosten im Beobachtungszeitraum beträgt 3.540 € zugunsten der Interventionsgruppe. Diskussion: Trotz der wesentlichen Bedeutung der Patientenedukation als Element in der Rehabilitation chronischer Rückenschmerzen liegen bislang wenige Erkenntnisse bezüglich der Kosteneffektivität vor. Die vorliegende Analyse trägt dazu bei