Gesundheitswesen 2015; 77 - A51
DOI: 10.1055/s-0035-1563007

Ökonomische Evaluation eines manual-basierten Therapiekonzeptes für Kinder und Jugendliche mit schulvermeidendem Verhalten und psychischer Erkrankung

AK Weschenfelder 1, V Reissner 2, J Hebebrand 2, J Wasem 1, A Neumann 1
  • 1Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen, Essen
  • 2LVR-Klinikum Essen Kliniken der Universität Duisburg-Essen Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters

Fragestellung: Die Prävalenz der Schulvermeidung beträgt etwa 5%, ca. 75% der Betroffenen weisen eine psychische Erkrankung auf. Frühzeitige Diagnostik und Behandlung können einen vorzeitigen Abbruch der Bildungskarriere verhindern. Die Essener Schulvermeider-Studie stellt ein Manual zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit psychischer Erkrankung und schulvermeidendem Verhalten dem bisherigen Therapiegeschehen (TAU) gegenüber. Ziel dieser Arbeit ist die ökonomische Evaluation der Therapie mittels Kostenminimierungsanalyse. Methode: Die Erhebung der Ressourcenverbräuche erfolgt retrospektiv für je sechs Monate mittels CSSRI-Fragebogen. Die Ressourcenverbräuche in den meisten Leistungsbereichen werden in Anlehnung an die Methoden von Krauth et al. 2005 bewertet. Die Darstellung der Kosten erfolgt aus gesellschaftlicher Perspektive für das Jahr 2011. Der Vergleich der Kosten der Therapiekonzepte während der einjährigen Intervention erfolgt an Hand eines Differenz-von-Differenzen Ansatzes. Unterschiede zwischen den Therapiegruppen werden mittels Mann-Whitney-U-Test (α= 5%) auf statistische Signifikanz geprüft. Ergebnis: Bei den 112 Studienteilnehmern liegen am häufigsten phobische und emotionale Störungen vor. In der kontrollierten, randomisierten Untersuchung kann für den klinischen Endpunkt Schulbesuch kein signifikanter Unterschied zwischen den Therapiekonzepten festgestellt werden, jedoch besteht eine Tendenz zu Gunsten der Manual-Therapie. Die durchschnittlichen Gesamtkosten pro Patient in den sechs Monaten vor Studienbeginn betragen 629 € (95%-KI 249 € – 1.277 €) für die Manual-Gruppe und 1.273 € (95%-KI 403 € – 2.589 €) für die TAU-Gruppe. Im Interventionszeitraum ergeben sich Kosten von 7.197 € (95%-KI 4.746 € – 10.079 €) pro Patient in der Manual-Gruppe und von 9.294 € (95%-KI 6.313 € – 12.878 €) in der TAU-Gruppe. Die Differenz der bereinigten Kosten im Interventionszeitraum beträgt 1.453 € zu Gunsten der Manual-Gruppe, wobei dieser Unterschied keine statistische Signifikanz erreicht. Diskussion: Die vorliegende Untersuchung schließt eine Wissenslücke im Bereich der Kosten für die Therapie der Schulvermeidung. Limitationen dieser Analyse stellen die geringe Teilnehmerzahl, sowie der hohe Gruppenunterschied bezüglich der Kosten vor Studienbeginn dar. Wünschenswert wäre eine Evaluation der Manual-Therapie auf der Basis größerer Populationen unter Berücksichtigung von Subgruppenanalysen.