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DOI: 10.1055/s-0035-1562984
Gesundheitsverhalten aus der Genderperspektive – Das Konzept des „doing genders“ und die Perspektive der Intersektionalität als Erklärungsansatz
Hintergrund: Im gesundheitsrelevanten Verhalten zeigen sich geschlechtsspezifische Differenzen, die in den Gesundheitswissenschaften selten in einen theoretischen Rahmen gefasst werden. Methodik: Im vorliegenden Beitrag werden Erkenntnisse der Geschlechterforschung für die Gesundheitswissenschaften fruchtbar gemacht, um diesen Differenzen, abseits naturalistischer Erklärungsansätze, besser auf die Spur zu kommen. Konkret werden hierfür zwei Gendertheorien – der „doing gender“ Ansatz sowie die Theorie der Intersektionalität – herangezogen. Mithilfe einer Literaturstudie wurde der Frage nachgegangen, welche Erklärungsansätze die Geschlechterforschung zum gesundheitsrelevanten Verhalten liefern kann. Ergebnisse: Im „doing gender“ Ansatz wird Geschlecht nicht als bloßes Merkmal von Personen verstanden, sondern als soziales Konstrukt gefasst. Der Fokus liegt damit auf den sozialen Prozessen, in denen Geschlecht hervorgebracht wird, d.h. darauf wie Geschlecht in der sozialen Interaktion, beispielsweise über kulturell geforderte Darstellungen (z.B. Kleidung) sowie über entsprechende Verhaltensweisen, aktiv hergestellt wird. Im Rahmen dieses Ansatzes wird aus mikrosoziologischer Perspektive Geschlecht ins Zentrum der Betrachtung gerückt. Die Perspektive der Intersektionalität hingegen ermöglicht es, neben individuellen Prozessen (Mikroebene) auch Normen und Werte sowie gesellschaftliche Strukturen in den Blick zu nehmen. Verschiedene soziale Identitäten (neben Geschlecht, beispielsweise „Rasse“, Klasse, Alter etc.), die die Erfahrungen von Menschen gleichzeitig formen und beeinflussen, werden dabei als gleichbedeutend und wechselseitig verschränkt begriffen. Diskussion: Die beiden Theorien liefern gute Ansatzpunkte für die Erklärung gesundheitsrelevanter Verhaltensweisen. Während das „doing gender“ Konzept vor allem Erklärungsmöglichkeiten hinsichtlich geschlechtsspezifischer Unterschiede im gesundheitsrelevanten Verhalten bietet, kann die Theorie der Intersektionalität der Komplexität menschlicher Lebensrealitäten – durch die Berücksichtigung mehrerer in sich verschränkter sozialer Kategorien – gerecht werden und so verschiedenste Einflüsse sozialer Positionen auf das Verhalten aufdecken. Demnach bietet die Intersektionalität ein umfassendes Erklärungspotential für gesundheitsrelevante Verhaltensweisen.
Hinweis: Dieses Abstract wurde geändert gemäß folgendem Erratum vom 15.11.2015, DOI: 10.1055/s-0035-1563376.
Leider wurde das falsche Institut angeben, korrekt ist: Karl-Franzens-Universität Graz, Koordinationsstelle für Geschlechterstudien, Frauenforschung und Frauenförderung. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.