Zentralbl Chir 2015; 140 - PP6
DOI: 10.1055/s-0035-1559984

Chemische Analyse potentieller tumorassoziierter Verbindungen in der Atemluft von Patienten mit Lungenkrebs

V Kolmer 1, N Krasteva 2, E Boedeker 3, I Raible 2, T Malter 2, T Walles 1
  • 1Kup Thorax-, Herz- und Thorakale Gefäßchirurgie, Uniklinik Würzburg
  • 2Material Sciences Laboratory, Sony Deutschland GmbH
  • 3Klinik Schillerhöhe

Zielsetzung:

Lungenkrebs ist die häufigste zum Tode führende Krebserkrankung und es gibt bisher kein etabliertes Screeningverfahren für die frühzeitige Diagnose. Vorausgehende Untersuchungen weisen darauf hin, dass sich die Atemluft von Patienten mit Lungenkrebs von Gesunden unterscheidet. Deshalb haben wir Atemproben bei Patienten umfassend chemisch analysiert.

Methode:

Prospektive monozentrische, nicht randomisierte klinische Studie. Die Studie wurde durch die zuständige Ethikkommission genehmigt und international registriert. Eingeschlossen wurden Patienten mit einem histologisch gesicherten Lungen-Ca und gesunde Probanden. Von jedem Studienteilnehmer wurden 2 Atemproben in unterschiedlichen Auffangbehältern eingesammelt. Eine Probe wurde innerhalb von 20 min nach Asservierung mittels einer elektronischen Nase analysiert (SonyNose-G2_SN8, Sony, Deutschland), die zweite Probe wurde einer Gaschromatografie und Massenspektrometrie zugeführt (GC-MS).

Ergebnis:

Mittels der SonyNose-G2 wurden insgesamt 85 Atemproben analysiert. Der Abgleich der Messergebnisse mit den klinischen Patientendaten zeigte eine hohe Streuung der elektronischen Messung, die keine Korrelation mit dem Gesundheitszustand des Patienten zuließ. Insgesamt 26 Atemproben wurden mittels GC-MS aufwendig analysiert (Lungenkrebs: n = 11; benigner pulmonaler Rundherd: n = 6 gesunde Probanden: n = 9). Hierbei fanden sich 263 unterschiedliche Substanzen. Von diesen wiesen 20 Stoffe eine um den Faktor 3 unterschiedliche Verteilung zwischen den Untersuchungsgruppen auf. Bereits 4 dieser Substanzen wurden in anderen Studien als potentielle Krebsmarker identifiziert, bei 16 Substanzen handelt es sich um neue Targets.

Schlussfolgerung:

Die chemische Analyse von Atemluft ist methodisch sehr komplex, stellt aber vor dem Hintergrund eines fehlenden Screeningverfahrens für die Lungenkrebsdiagnostik einen vielversprechenden Untersuchungsansatz dar.