Zentralbl Chir 2015; 140 - FP2
DOI: 10.1055/s-0035-1559974

Nachweis und Charakterisierung von Gedächtnis-T-Zellen im Blut und Knochenmark von Lungenkarzinompatienten

S Safi 1, Y Yamauchi 1, S Jünger 2, S Stamova 2, A Rathinasamy 2, A Warth 3, P Beckhove 2, H Hoffmann 1, H Dienemann 1
  • 1Abteilung Chirurgie, Thoraxklinik, Universitätsklinikum Heidelberg
  • 2Abteilung Translationale Immunologie, Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg und Nationales Centrum für Tumorerkrankungen Heidelberg
  • 3Sektion Thoraxpathologie, Institut für Pathologie, Universitätsklinikums Heidelberg

Zielsetzung:

Gedächtnis-T-Zellen eignen sich für eine in-vitro Reaktivierung und in-vivo Anwendung im Sinne einer Immuntherapie. Im Knochenmark von Patienten mit einem Kolonkarzinom konnte eine erhöhte Anzahl Tumor-Antigen spezifischer Gedächtnis-T-Zellen (TA-spezifische T-Zellen) nachgewiesen werden. Ziel dieser Studie (S-515/2013) war es, bei Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) folgende Fragen zu beantworten:

  • In welchem zahlenmäßigen Verhältnis zirkulieren TA-spezifische T-Zellen im peripheren Blut im Vergleich zu Knochenmark?

  • auf welche Tumor-assoziierten Antigene (TAA) reagieren diese TA-spezifischen T-Zellen und

  • welchen Phänotyp weisen diese TA-spezifischen T-Zellen auf?

Methode:

Peripheres Blut und Knochenmark von NSCLC Patienten (n = 51) wurden mittels Interferon gamma Enzyme Linked Immuno Spot Assay (Elispot) untersucht. Ein Panel von synthetischen Peptiden aus 11 NSCLC assoziierten Antigenen wurde angewendet, um TA-reaktive T-Zellen zu identifizieren. Der Phänotyp TA-reaktiver T-Zellen aus peripherem Blut und Knochenmark sowie deren Fähigkeit zur Antigen-spezifischen Zytokinsekretion wurde durchflusszytometrisch untersucht (n = 3).

Ergebnis:

TA-spezifische T-Zellen wurden bei 24 von 51 NSCLC Patienten (47%) im peripheren Blut und bei 17 von 39 NSCLC Patienten (44%) im Knochenmark nachgewiesen. TA-spezifische T-Zellen aus dem peripheren Blut reagierten insbesondere auf Aurorakinase A (23,3%), HER2/neu (15,6%), NY-ESO-1 (15,2%), p53 (11,7%) und CEA (6,5%). TA-spezifische T-Zellen aus dem Knochenmark reagierten insbesondere auf p53 (20,5%), Heparanase (18,4%), MUC1 (17,9%) und EGFR (15,8%). TA-spezifische T-Zellen zeigten durchflusszytometrisch einen CD45RAnegCD62Lneg Effektor Gedächtnis-T-Zellen Phänotyp mit der Fähigkeit TNF-alpha zu sezernieren.

Schlussfolgerung:

In dieser prospektiven Studie konnten TA-spezifische T-Zellen bei NSCLC Patienten sowohl im peripheren Blut als auch im Knochenmark nachgewiesen werden. Die TA-spezifischen T-Zellen besaßen die Fähigkeit, das tumortoxische Zytokin TNF-alpha zu sezernieren. Die Tumor-assoziierten Antigene Aurorakinase A, p53, Heparanase, NY-ESO-1, MUC1, EGFR und HER2/neu könnten immunogene Targets für zukünftige Immuntherapien beim NSCLC sein.