Einleitung:
Pathologische Prozesse der knöchernen Strukturen der oberen Thoraxapertur, seien diese traumatologischer, entzündlicher oder neoplastischer Genese, stellen eine Herausforderung für den Chirurgen hinsichtlich des Ausmaß' der Intervention sowie Art und Umfang der Rekonstruktion bei Resektion knöcherner und Weichteilstrukturen dar. Insbesondere stellt sich die Frage nach der Wertigkeit der Klavikula aus funktioneller Sicht: ist die Klavikula verzichtbar?
Methode:
Innerhalb eines Zeitraumes von 27 Jahren haben die Autoren insgesamt 71 partielle oder totale Sternumresektionen durchgeführt, bei 11 dieser Fälle in Kombination mit einer einseitigen oder zweiseitigen Resektion der Klavikula. Im gleichen Zeitraum wurde in 41 Fällen bei Empyem des Sternoklavikulargelenkes bzw. einer Osteomyelitis des Schlüsselbeins eine Klavikularesektion zur Herdsanierung durchgeführt. Teilweise erfolgte eine regionale muskulocutane Schwenklappenplastik zur Weichteildefektdeckung. In zwei Fällen erfolgte eine Klavikularesektion bei cervikothorakalen Tumoren mit Eintauchen in den Apex thorakalis. Die mediale Resektion der Klavikula erfolgte in der Regel bis zur lateralen Drittelgrenze, mindestens bis zur Medioklavikularlinie.
Ergebnis:
In allen Fällen blieb die Beweglichkeit des Schultergürtels unter Alltagsbedingungen uneingeschränkt erhalten. Selbst die prononcierte Anteversion der Schulter beim Schürzengriff war unbeeinträchtigt.
Schlussfolgerung:
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Vergleichende Anatomie und Phylogenese ergeben eine untergeordnete Rolle der Klavikula für die Lokomotion der Schulter – Arm Einheit.
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Bei Prozessen an der oberen Thoraxapertur kann sie daher ohne Funktionsverlust reseziert werden.
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Die Resektion sollte zur Schonung der neurovaskulären Strukturen nach ausreichend lateral erfolgen.