Zentralbl Chir 2015; 140 - P37
DOI: 10.1055/s-0035-1559939

Veno-venöse extrakorporale CO2-Eliminierung bei einem Patienten mit fortgeschrittenem Lungenemphysem und akutem Versagen der Atempumpe als Überbrückung bis zur Lungenvolumenreduktionschirurgie (LVRS)

J Reichelt 1, S Freermann 1, B Redwan 1, M Lavae-Mokhtari 2, S Ziegeler 3, J Fichter 2, N Dickgreber 2, S Fischer 1
  • 1Klinik für Thoraxchirurgie und Lungenunterstützung, Klinikum Ibbenbüren
  • 2Klinik für Pneumologie, Thoraxonkologie und Beatmungsmedizin, Mathias-Spital Rheine
  • 3Klinik für Anästhesie, Notfallmedizin und Operative Intensivmedizin, Klinikum Ibbenbüren

Einführung:

Der Einsatz der extrakorporalen CO2-Eliminierung (ECCOR) wurde bei Patienten mit Versagen der nicht-invasiven Ventilation (NIV) bei exazerbierter COPD zur Vermeidung der mechanischen Ventilation bereits in der Literatur beschrieben. Hier wird erstmalig über den Einsatz der ECCOR als Überbrückung bis zur Lungenvolumenreduktionschirurgie (LVRS) bei einem Patienten mit fortgeschrittenem Lungenemphysem und akutem Versagen der Atempumpe berichtet.

Fallbeschreibung:

Ein 58-jähriger Patient mit COPD (GOLD IV) und schwerem Lungenemphysem wurde aufgrund eines akuten Versagens der Atempumpe mit schwerer Hyperkapnie in unserer Klinik aufgenommen. In der Vorgeschichte war der Patient mehrfach für eine endoskopische LVR mittels Ventilimplantation evaluiert und aufgrund relevanter kollateraler Ventilation abgelehnt worden. Bei der aktuellen Aufnahme des Patienten zeigte sich eine schwere Hyperkapnie (pCO2 84 mmHg), die trotz NIV persistierte. Zur Vermeidung der mechanischen Ventilation wurde die Indikation zur ECCOR gestellt. Über eine perkutan implantierte TwinPort Kanüle in der V.fem.re wurde die ECCOR etabliert. Nach Stabilisierung des Patienten erfolgte eine Thorax-CT-Untersuchung. Hierbei zeigte sich ein großbullöses Lungenemphysem der rechten Lunge mit kompletter Destruktion des rechten OLs, schwerer intrathorakaler Überblähung und Zwerchfelltiefstand. Daraufhin wurde die Indikation zur rechtsseitigen LVRS gestellt und mit dem Patienten besprochen. Am Folgetag wurde eine VATS-Lobektomie des rechten OLs mit Bullaresektion in Seg. 6 durchgeführt. Der Patient wurde im Operationssaal extubiert und auf die Intensivstation verlegt. Am ersten postoperativen Tag konnte die ECCOR bei regelrechtem Gasaustausch explantiert werden. Der Patient wurde am POD 28 zur weiteren Rehabilitation entlassen werden.

Schlussfolgerung:

Der vorliegende Fall zeigt, dass die ECCOR über eine TwinPort Kanüle zur Überbrückung eines Patienten mit schwerem Lungenemphysem und akutem Versagen der Atempumpe nach erfolgloser NIV-Therapie in wachem Zustand ein sicheres und risikoarmes Verfahren darstellt. Dieses neue Konzept ermöglichte die Einbeziehung des Patienten in die Therapieentscheidung und die sichere Durchführung des operativen Eingriffs.