Zentralbl Chir 2015; 140 - P33
DOI: 10.1055/s-0035-1559935

„ ...wenn die thorakoabdominelle Grenze überschritten wird...“: Eine Aerobilie pulmonalen Ursprungs

S Kalverkamp 1, YH Choi 1, R Autschbach 1, J Spillner 1
  • 1Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, RWTH Aachen

Zielsetzung:

Die hepatopulmonale Fistel ist ein seltenes Krankheitsbild. In der Literatur finden sich nur wenige Fallbeschreibungen, welche häufig congenitale oder traumatische Genesen aufweisen, manchmal auch durch Stenosen des hepatobiliären Ausflusstrakts bedingt sind.

Methode:

Im Folgenden wird anhand eines Fallberichtes und anhängiger Literaturrecherche die erfolgreiche interdisziplinäre und mehrteilige Therapie einer hepatobiliären Fistel am ehesten pulmonalen Ursprungs aufgezeigt.

Ergebnis:

Eine 76-jährige Patientin wird elektiv zum letzten Zyklus eines R-CHOPS bei aggressivem NHL aufgenommen. Bei Ausbildung einer Pneumonie und Darstellung einer Unterlappenatelektase rechts wird nach antibiotischer Therapie eine Bronchoskopie mit Entfernung eines Sekretpropfes durchgeführt. Letztlich zeigt sich ein einschmelzender Abszess des Unterlappens mit transdiaphragmaler Fistelung in eine vorbestehende Leberzyste, welche Anschluss an das Gallengangsystem hat. Hieraus resultiert ein massiver Reflux von Galle in die rechte Lunge und eine Aerobilie mit Überblähung des Darmes. Es entsteht ein ciculus vitiosus mit zunehmenden Beatmungsdrücken und steigender Katecholaminbedürftigkeit. Es erfolgt die Durchführung einer mehrphasigen Therapie mit initialer perkutaner Ableitung der Galle aus der Zyste, unmittelbar gefolgt von einer Lobektomie des Unterlappens und Versorgung der Zwerchfellfistel als „damage control“-Maßnahme. Nach sofortiger postoperativer Stabilisierung erfolgt 6 Tage später die Hemihepatektomie rechts zur Sanierung des Leberfokus. Sechs Wochen postoperativ wird die Patientin am Rollator mobil und dekanüliert nach vorübergehendem kleinem Biliom mit reaktivem Pleuraerguss in die Reha entlassen.

Schlussfolgerung:

Bei frühzeitiger interdisziplinärer Therapieregimefestlegung ist auch für schwer vorerkrankte Patienten im Rahmen einer akuten Notfallsituation ein mehrzeitiges Vorgehen eine gute Alternative.