Zentralbl Chir 2015; 140 - P23
DOI: 10.1055/s-0035-1559922

Differenzierte Behandlungsstrategie des Pleuraempyems in der Postpneumonektomiehöhle

O Kuhtin 1, V Haas 2, L Lampl 3, T Schulz 1
  • 1Klinik für Allgemein-, Viszeral, Thorax- und Minimal-Invasive Chirurgie, Siloah St. Trudpert Klinikums
  • 2Klinik für Thoraxchirurgie, Lungenzentrum, Helios Klinikum Krefeld
  • 3Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie, Klinikum Augsburg

Zielsetzung:

Das Pleuraempyem in einer Pneumonektomiehöhle (PEH) tritt mit einer Häufigkeit von 2%–15% und einer Letalität von mehr als 10% auf. Es wird in zwei Formen unterteilt: mit und ohne bronchopleuraler Fistel. Die Behandlung des Empyems in der PEH verlangt einen stringenten Algorithmus: Drainage, Bronchoskopie, Verschluss der Fistel, Sanierung der PEH, Auffüllen der Höhle, Thorakoplastik.

Methode:

Es wurde 39 Fälle (m. n = 38, w. n = 1) mit einem Empyem in der PEH retrospektiv analysiert. Bei 32 (82,1%) Pat. war eine BPF (re. n = 26, li. n = 6) nachweisbar. Das mittlere Alter war 60,3 ± 7,6 Jahre. Die mediane Hospitalisationszeit lag bei 125 Tagen (22 – 293 Tage). Eine Sanierung der PEH konnte bei allen überlebenden Patienten (n = 23 65,1%) erreicht werden. Alle Patienten (n = 39) bekamen eine Thoraxdrainage und waren bronchoskopiert. Bei 32 Pat. (82,1%) wurde eine BPF nachgewiesen. In drei Fällen (7,7%) war BPF durch Stent, in 12 Fällen (30,8%) mit einem vaskularisiertem Lappen verschlossen. Bei 14 (35,9%) Pat. wurde der Bronchusstumpf entweder erneut übernäht oder nachreseziert, in drei Fällen (7,7%) erfolgte Reanastomosierung.

Ergebnisse:

Die Keimfreiheit in der PEH wurde bei drei Pat. (7,7%) mittels regelmäßiger Spülung der PEH mit Antibiotikalösung erreicht. Bei 35,9% Pat. (n = 14) war ein aggressives chirurgisches Debridement erforderlich. Ein Thoraxfenster wurde bei 22 Patienten (56,4%) angelegt, gefolgt von einer VAC-Therapie und Schwammwechsel alle drei bis vier Tage bzw. von einer Tamponade der Höhle mit Tüchern. Bei 19 Patienten (48,7%) wurde der Thoraxraum mit einer Antibiotikaplombe versiegelt. In 5 Fällen erfolgte eine Thorakoplastik.

Schlussfolgerung:

Das Pleuraempyem nach einer Pneumonektomie stellt nach wie vor eine schwerwiegende postoperative Komplikation dar. Oft liegt auch eine BPF vor. Somit sind gleichzeitig zwei Probleme vordergründig: die BPF und der Infekt in Pleurahöhle. Durch einen stringenten Algorithmus können beide Probleme schrittweise angegangen werden. Nach Abdichtung der Fistel erfolg die Sanierung der Höhle und der endgültige Verschluss des Thorax. Nur bei einer kleinen Patientengruppe (ca. 1,3%), bei denen diese Maßnahmen ineffektiv bleiben (persistierende MRSA-, Aspergillus-Besiedlung), sollte die Höhle mittels der Thorakoplastik aufgehoben werden.