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DOI: 10.1055/s-0035-1559670
Einschränkungen der Teilhabe in der Bevölkerung – Normdaten für den IMET auf der Basis eines Bevölkerungssurveys in Norddeutschland
Limitations of Social Participation in General Population – Normative Data of the IMET based on a Population-Based Survey in Northern GermanyPublication History
Publication Date:
16 December 2015 (online)
Zusammenfassung
Hintergrund: Die medizinische Rehabilitation in Deutschland ist durch das bio-psycho-soziale Denkmodell der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) geprägt. Für einen Einsatz in rehabilitationswissenschaftlichen Studien ist die Anwendung der ICF aufgrund ihrer Komplexität jedoch weniger geeignet. Die Umsetzung der ICF erfordert eigene Assessmentinstrumente, die im rehabilitativen Setting Aktivitäten und Teilhabe in ökonomischer Weise erfassen können. Instrumente zur Erfassung von sozialer Teilhabe sind im deutschen Sprachraum kaum verfügbar und wurden bislang nur vereinzelt in empirischen Arbeiten eingesetzt. Der 2005 entwickelte Index zur Messung von Einschränkungen der Teilhabe (IMET) misst indikationsübergreifend das in der ICF formulierte Konstrukt Teilhabe bei Personen mit unterschiedlichen chronischen Krankheiten. Er wurde bislang in zahlreichen Studien eingesetzt. Bislang fehlte es an Referenzwerten, die eine Einordnung der Ergebnisse aus dem rehabilitativen Setting ermöglichen.
Methode: Im Rahmen eines Bevölkerungssurveys wurde einer Zufallsstichprobe von 5 004 Personen aus dem Einwohnermeldeamt Lübeck ein kurzer Selbstausfüllfragebogen zugeschickt. Der Fragebogen beinhaltete Fragen zum allgemeinen Gesundheitszustand und zur Lebensqualität, zur Prävalenz chronischer Erkrankungen und zu Einschränkungen der Teilhabe (IMET).
Ergebnisse: Der Fragebogen wurde von 2 755 Personen der 4 692 eligiblen Personen zurückgeschickt (58,7%). 731 Personen lehnten im Fragebogen eine Teilnahme an der Studie ab, die Teilnahmequote liegt damit bei 43,1%. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer betrug 53 Jahre (SD: 17,1), der Frauenanteil lag bei 53%. Die Ausprägungen der Einschränkungen der Teilhabe variieren nach Geschlecht und Alter. Männer sind in ihrer Teilhabe tendenziell stärker eingeschränkt. Einschränkungen der Teilhabe nehmen mit höherem Alter erwartungsgemäß zu. Teilnehmer mit geringer Schulbildung weisen auf allen Items signifikant höhere Teilhabeeinschränkungen auf als Personen mit höherer Schulbildung. Teilhabeeinschränkungen korrelieren signifikant mit dem Gesundheitszustand und der Lebensqualität sowie mit der Prävalenz verschiedener chronischer Krankheiten.
Diskussion und Schlussfolgerung: Die Stichprobe aus der Lübecker Bevölkerung umfasste Personen im Alter von 19 bis 79 Jahren. Die Altersverteilung unserer Stichprobe weicht von der bundesdeutschen Gesamtbevölkerung an den Rändern ab: jüngere Personen sind unter-, ältere Personen überrepräsentiert. Mit Blick auf den Bildungsgrad weist unsere Stichprobe einen höheren Anteil von Personen mit Fach- oder Hochschulreife im Vergleich zur bundesdeutschen Bevölkerung auf. Einschränkungen der Teilhabe in unserer Bevölkerungsstichprobe variieren nach Alter und Geschlecht und korrelieren hoch mit inhaltsverwandten Konstrukten. Normdaten für den IMET erleichtern die Einordnung von Einschränkungen der Teilhabe bei Rehabilitanden oder Patienten mit chronischen Erkrankungen in der Gesundheitsversorgung.
Abstract
Background: Medical rehabilitation in Germany is characterized by the biopsychosocial model of the ICF. Its complexity makes it less suitable for studies in rehabilitation sciences. For an implementation of the ICF, specific assessment instruments that are able to measure activity and participation efficiently in rehabilitation are needed. Instruments measuring social participation are rarely available in German language and have been employed only in a handful of empirical works. The “Index zur Messung von Einschränkungen der Teilhabe” (IMET) was developed in 2005 and measures participation of people with different chronic diseases as described in the ICF. The IMET has been applied in many studies in rehabilitation science, but as reference values were not available so far, the results could not be classified.
Method: In a population survey, 5 004 residents in Luebeck were randomly selected by the registration office and sent a short questionnaire. The questionnaire contained questions on the overall state of health, quality of life, prevalence of chronic diseases and limitations of participation (IMET).
Results: The completed questionnaire was returned by 2 755 of 4 692 eligible people (58.7%). 731 residents declined participation. Therefore, the participation quota is 43.1%. The mean age of participants was 53 years (SD: 17.1), 53% were women.
Limitations of participation varied according to sex and age. Men tended to be more limited in their participation. As expected, limitations in participation increased with age. Participants with a low level of education showed a significantly higher rate of participation restrictions than people with a higher level of education. The IMET correlated significantly with the health status and quality of life as well as with the prevalence of various chronic diseases.
Discussion: The random sample of Luebeck inhabitants comprised people between 19 and 79 years of age. The age distribution of our sample deviated from the German population with younger people being underrepresented, and older people being overrepresented. With respect to the educational level, the random sample of the Hanseatic city showed a larger proportion of people with higher education.
In this population sample, there was a sex and age-related variation in restriction in participation and this correlated highly with content-related constructs. Norm values for the IMET enable classification of limitations of participation for people undergoing rehabilitation or patients suffering from chronic diseases.
Ergänzendes Material
- Die Literatur und Tab. 6 zu diesem Beitrag finden Sie unter http://dx.doi.org/10.1055/s-0035-1559670.
- Ergänzendes Material