Z Gastroenterol 2015; 53 - KC079
DOI: 10.1055/s-0035-1559469

Onkologische und chirurgische Ergebnisse der „Salvage“ abdomino-perinealen Rektumexstirpation bei Analkarzinom-Patienten

J Hardt 1, J Magdeburg 1, S Mai 2, P Kienle 1
  • 1Universitätsmedizin Mannheim (UMM), Chirurgie, Mannheim, Deutschland
  • 2Universitätsmedizin Mannheim (UMM), Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, Mannheim, Deutschland

Einleitung: Radiochemotherapie ist die primäre Standardtherapie bei Analkarzinom. Bei Tumorpersistenz oder -rezidiv ist die abdomino-perineale Rektumexstirpation (APR) indiziert. Ziel unserer Studie war es, onkologische und chirurgische Ergebnisse nach APR an unserer Institution über einen 6-Jahres-Zeitraum zu untersuchen. Speziell im Fokus stand die perineale Wundheilung nach Rekonstruktion mittels Vertikalem Rectus Abdominis Muskel-Lappen (VRAM) vs. perinealer Rekonstruktion ohne Lappenplastik.

Material und Methoden: Die Daten aller mit Radiochemotherapie an der Universitätsmedizin Mannheim behandelten Analkarzinom-Patienten wurden prospektiv erhoben. Die Daten der Patienten, die zwischen Juni 2008 und Juni 2014 eine Salvage-OP in kurativer Intention erhielten, wurden retrospektiv analysiert hinsichtlich onkologischer und chirurgischer Outcomes. Verglichen wurden die perinealen Wundkomplikationsraten in Abhängigkeit von der Rekonstruktionstechnik (keine Lappenplastik vs. VRAM bei Analkarzinom-Patienten vs. VRAM bei Rektumkarzinom-Patienten). Die Lebensqualität wurde mittels der EORTC-Fragebögen C30 und CR38 erhoben. Ergebnisse: 1264 Patienten erhielten Radiochemotherapie mit einer 5-Jahres-Überlebensrate von 79%. Bei 17 Patienten wurde bei Rezidiv (n = 8), Persistenz (n = 7) oder primärem Analkarzinom (n = 2) eine APR durchgeführt. Nach einem medianen Follow-Up von 17 Monaten (7 – 80) lebten noch 7 von 17 Patienten. Es ergaben sich folgende Raten an perinealer Wundmorbidität: 6 von 7 Analkarzinom-Patienten mit VRAM-Lappen, 7 von 10 Analkarzinom-Patienten ohne Lappenplastik sowie 4 von 6 Rektumkarzinom-Patienten mit VRAM erlitten mindestens eine perineale Komplikation. Die erhobene Lebensqualität der Überlebenden war vergleichbar mit der in ähnlichen Patientenkohorten.

Schlussfolgerung: In unserer Studie konnte die Salvage-Operation bei Analkarzinomrezidiv oder -persistenz eine Überlebensrate von 41% erzielen, während in der Literatur 5-Jahres-Überlebensraten von bis zu 64% beschrieben sind. Auch wenn unsere Daten keine Reduktion an perinealen Wundkomplikationen nach VRAM zeigten, so ergab sich dennoch ein Vorteil hinsichtlich einer deutlich rascheren perinealen Wundheilung im Vergleich zu ohne Lappenplastik rekonstruierten perinealen Defekten.