Z Gastroenterol 2015; 53 - KC065
DOI: 10.1055/s-0035-1559455

Management der akuten Appendizitis – wie lange darf der Patient auf die Operation warten?

J Slotta 1, U Kopsch 1, M Ghadimi 1, O Kollmar 1
  • 1UMG Göttingen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie, Göttingen, Deutschland

Einleitung: Die akute Appendizitis ist die häufigste Ursache eines akuten Abdomens. Die Diagnosestellung erfolgt im Wesentlichen rein klinisch und impliziert die Indikation zur operativen Therapie. Die Zeitspanne zwischen Diagnose und OP-Beginn ist häufig Grundlage späterer medizinjuristischer Auseinandersetzungen. Die vorliegende Studie untersucht retrospektiv, ob das Outcome nach Appendektomie von der Dauer zwischen Krankenhausaufnahme und OP-Beginn abhängig ist.

Patienten und Methoden: Sämtliche Patienten, die im Zeitraum zwischen 01/2008 und 03/2013 in der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie der Universitätsmedizin Göttingen unter dem Verdacht auf eine akute Appendizitis operiert wurden, wurden in diese retrospektive Analyse eingeschlossen, und anamnestische, klinische, sowie operativ-technische, peri- und post-operative Parameter wurden ausgewertet. Daten werden als Mittelwert ± Standardabweichung bzw. Prozente angegeben.

Ergebnisse: Insgesamt wurden im angegebenen Zeitraum 655 Patienten unter dem Verdacht einer akuten Appendizitis operiert. Die negative Appendektomierate lag – gemessen an der intraoperativen Einschätzung – bei 9,8%. Die mittlere Dauer zwischen Aufnahme das Patienten und OP-Beginn (Aufnahme-Schnitt-Dauer; ASD) betrug im Mittel 14,7 ± 22,2h mit einem Median von 7h. Die post-operative Verweildauer betrug 5,2 ± 7,1 d (Median 4 d), die Komplikationsrate betrug 9,3%. Die Analyse der relativen und absoluten Wahrscheinlichkeiten der intraoperativen Befunde Peritonitis, Perforation, und perityphlitischem Abszess, sowie OP-Dauer, post-operativer Verweildauer, Konversionsrate, Auftreten post-operativer Komplikationen, Re-Operationen und Re-Hospitalisationen zeigte über ASD von 4 – 10-Stunden keine signifikanten Änderungen.

Schlussfolgerung: Diese retrospektive Studie zeigt, dass mit steigender ASD weder die Konversionsrate, noch die relativen Wahrscheinlichkeiten für das Vorliegen einer Peritonitis, Perforation und perityphlitischen Abszesses steigen. Ebenso ist die Wahrscheinlichkeit für einen komplikationsbehafteten Verlauf oder die Notwendigkeit zur Re-Operation oder Re-Hospitalisation mit steigender AS erhöht. Aufgrundlage dieser Daten ist das Postulat der Körtes'schen 4 Stunden nicht zu unterstützen.