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DOI: 10.1055/s-0035-1559429
Enukleationen bei intraduktal papillär muzinösen Neoplasien des Pankreas: eine Alternative zu formal onkologischen Resektionen
Einleitung: Bei vielen Intraduktal papillär muzinösen Neoplasien des Pankreas vom Seitgang-Typ (BD-IPMN) ist aufgrund eines relevanten Malignitätsrisikos eine chirurgische Resektion indiziert. Ein operativer Standard ist bis heute nicht definiert. Neben den formal onkologischen Resektionsverfahren (Whipple'sche Operation, Pankreaslinksresektion und totale Pankreatektomie) haben sich in den letzten Jahren zunehmend organerhaltende Operationen, wie die Enukleation, durchgesetzt.
Material und Methoden: Anhand des Heidelberger IPMN Patientenkollektives wurden alle Patienten, welche im Zeitraum 2004 – 2014 Enukleationen bei Seitengangs-IPMNs erhielten, eingeschlossen. Ein besonderes Augenmerk wurde auf postoperative Komplikationen einschließlich Pankreasfisteln gemäß der Definition der „International Study Group on Pancreatic Fistula“ (ISGPF), sowie auf das Vorliegen einer postoperativen exokrinen bzw. endokrinen Insuffizienz gelegt. Es erfolgte eine Match-pair Analyse mit IPMN-Patienten, welche eine formal onkologische Pankreasresektion erhalten hatten.
Ergebnisse: Im Beobachtungszeitraum wurden bei 74 Patienten insgesamt 87 Enukleationen bei BD-IPMN durchgeführt. Pankreasfisteln traten bei 47% der Patienten nach Enukleation auf. Bei 24% dieser Patienten trat postoperativ eine Grad B und bei 35% eine Grad C Fistel auf. 41% der Fisteln waren lediglich klinisch nicht relevante Grad A Fisteln. Die Fistelrate in der Gruppe der Enukleationen war im Vergleich zu formal onkologischen Pankreasresektionen nicht erhöht (p = 0,51). Eine exokrine bzw. endokrine Insuffizienz trat postoperativ nach Enukleation im Vergleich zur onkologischen Pankreasresektion signifikant seltener auf (17% vs. 87% bzw. 2% vs. 26%).
Schlussfolgerung: Enukleationen bei BD-IPMNs sind eine wichtige Alternative zu formalen Resektionen. Hauptkomplikation der Enukleation ist das Auftreten einer Pankreasfisteln, die meist jedoch klinisch nicht relevante Grad A Fisteln sind. Durch den Erhalt von großen Anteilen der Bauchspeicheldrüse ist dagegen das Risiko einer postoperativ neu auftretenden endokrinen bzw. exokrinen Insuffizienz niedriger im Vergleich zu formal onkologischen Pankreasresektionen. Die Enukleation sollte daher für geeignete Seitengangs-IPMNs immer als Option in Betracht gezogen werden.