Z Gastroenterol 2015; 53 - KC012
DOI: 10.1055/s-0035-1559402

Bariatrische Operationen bei Patienten mit geistiger Behinderung

J Klimek 1
  • 1Universitätsklinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie Tübingen, Tübingen, Deutschland

Übergewicht ist bei Patienten mit geistiger Behinderung ein bekanntes Phänomen und die Prävalenz ist höher als in der Normalbevölkerung. Verhaltenstherapeutische Programme zur Gewichtsreduktion haben in dieser Patientengruppe oft nicht den gewünschten Effekt, so dass bariatrische Operationen ein Teil der Behandlungsstrategie bei diesen Patienten werden könnten.

Wir führten eine retrospektive Datenanalyse prospektiv erhobener Daten aller Patienten durch, die im Zeitraum von 2009 – 2013 an der Universitätsklik Tübingen bariatrisch operiert wurden. Insgesamt handelte es sich um 247 Patienten, davon war bei 12 eine geistige Behinderung diagnostiziert. 9 dieser Patienten erhielten eine laparoskopische Sleeve-Gastrektomie, 3 erhielten einen laparoskopischen Roux-Y-Bypass. Wir untersuchten den Verlauf von BMI und EWL postoperativ. Um mögliche Defizite aufzudecken, welche in dieser Patientengruppe auftreten könnten, wurden die Werte für Ferritin, Vitamin B12 und Folsäure beispielhaft über den Zeitraum von 1 und 2 Jahren postoperativ untersucht.

Der BMI fiel innerhalb der ersten 6 und 12 Monate von präoperativ 53,3 ± 10,5 kg/m2 auf 41 ± 12,8 und 33,3 ± 10,7 kg/m2. Der EWL erreichte in den ersten 6 und 12 Monaten 52,9 ± 17,1% und 58,0 ± 17,9%. Im Vergleich betrug der EWL bei den Patienten ohne geistige Behinderung 56,14 ± 70,46% nach einem Jahr und unterschied sich nicht (p = 0,95). 1 Jahr nach OP erreichte das Ferritin 15,7 ± 9,6 µg/dl und 2 Jahre nach OP 6,9 ± 7,4 µg/dl. In der Kontrollgruppe waren die Werte 10,3 ± 10,3 und 8,3 ± 9,3 µg/dl. Es bestand kein Unterschied in den Gruppen (p = 0,32/0,97). Vitamin B12 betrug 1 und 2 Jahre postoperativ 27,7 ± 5,5 und 37 ± 10,6 ng/dl. In der Kontrollgruppe betrugen die Werte 37,5 ± 30,8 und 39,0 ± 22,2 ng/dl (p = 0,45/0,84). Die Folsäure betrug 752,5 ± 273,8 und 450,7 ± 67,7 ng/dl. In der Kontrollgruppe betrugen die Werte 1052,5 ± 1127und 993,4 ± 820,3 ng/dl (p = 0,55/0,20).

Morbid adipöse Patienten mit geistiger Behinderung können von einer bariatrischen Operation profitieren. Der Gewichtsverlust war adäquat und unterschied sich nicht signifikant von dem anderer bariatrisch operierter Patienten. Zusätzlich konnte gezeigt werden, dass bei diesen Patienten nicht mehr Mangelerscheinungen auftreten als in der Vergleichsgruppe.