Z Gastroenterol 2015; 53 - KC009
DOI: 10.1055/s-0035-1559399

Einfluss des perioperatives Volumenmanagement auf Mortalität und Morbidität nach resektiven Eingriffen am oberen Gastrointestinaltrakt

T Glatz 1, S Bregenzer 1, G Marjanovic 1, B Kulemann 1, U Hopt 1, F Makowiec 1, J Hoeppner 1
  • 1Universitätsklinikum Freiburg, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Freiburg, Deutschland

Einleitung: Verschiedene Studien konnten einen Zusammenhang zwischen perioperativer Flüssigkeitsüberladung und einer erhöhten Rate postoperativer Komplikationen in unterschiedlichen chirurgischen Disziplinen herausstellen.

Material und Methoden: Eingeschlossen wurden Patienten, die zwischen 1996 und 2014 an der Universitätsklinik Freiburg aufgrund eines bösartigen Tumors des oberen Gastrointestinaltraktes gastrektomiert oder ösophagusreseziert wurden. Zur Analyse der Gesamtbilanz wurden Flüssigkeitsein- und Ausfuhr der ersten vier postoperativen Tage retrospektiv ermittelt und bilanziert. Die Gesamtbilanz wurde mit der perioperativen Morbidität und Mortalität korreliert.

Ergebnisse: Eingeschlossen in die Analyse wurden 730 Patienten, davon wurden 395 Patienten gastrektomiert, 335 ösophagusreseziert. Das Durchschnittsalter betrug 63,6 Jahre, 73% der Patienten waren männlich. Bei 17 Patienten fehlten Daten zur Flüssigkeitsbilanz. Die errechnete Bilanz am Ende des 4. Postoperativen Tages betrug im Durchschnitt + 5,6 l.

Die perioperative Mortalität betrug 6%, der Anteil an Patienten, die mindestens eine Komplikation erlitten 60%. Patienten mit einer überdurchschnittlichen Bilanz (> 5,6 l) im Vergleich mit Patienten mit einer unterdurchschnittlichen Bilanz (< 5,6 l) hatten eine erhöhte perioperative Mortalität (10% vs. 3%, p < 0,001), und eine erhöhte postoperative Komplikationsrate (69% vs. 51%, p < 0,001). Die perioperative Volumenladung war insbesondere mit einer höheren Rate an pulmonalen Komplikationen, insbesondere Pneumonien assoziiert. Reintubationen infolge respiratorischer Insuffizienz und Tracheotomien waren bei diesen Patienten vermehrt erforderlich. Ebenfalls beobachtet wurde eine erhöhte Rate an Anastomoseninsuffizienzen und Wundinfekten, sowie kardialen Komplikationen (Tabelle 1).

Schlussfolgerung: Unsere retrospektive Analyse zeigt einen signifikanten Zusammenhang zwischen perioperativer Volumenüberladung und Komplikationsrate nach Resektionen am oberen Gastrointestinaltrakt und unterstreicht die Relevanz eines differenzierten und standardisierten anästhesiologischen und intensivmedizinischen Flüssigkeitsmanagements.

Tab. 1: Assoziation der perioperativen Morbidität und Mortalität mit dem perioperativen Volumenmanagement

Faktor

Alle

Kum. Bilanz < 5,6 l

Kum. Bilanz > 5,6 l

n = 713

n = 356

n = 357

p

Krankenhaussterblichkeit (n, %)

44 (6%)

9 (3%)

35 (10%)

< 0,001

Komplikationsrate (n, %)

427 (60%)

180 (51%)

247 (69%)

< 0,001

Pulmonale Komplikation (n, %)

248 (35%)

101 (28%)

147 (41%)

< 0,001

Pneumonie (n, %)

164 (23%)

59 (17%)

105 (29%)

< 0,001

Pleuraerguss (n, %)

125 (18%)

49 (14%)

76 (21%)

0,005

Reintubation (n, %)

84 (12%)

24 (7%)

60 (17%)

< 0,001

Tracheotomie (n, %)

46 (7%)

10 (3%)

36 (10%)

< 0,001

Chirurgische Komplikation (n, %)

274 (38%)

104 (29%)

170 (48%)

< 0,001

Wundinfekt (n, %)

114 (16%)

45 (13%)

69 (19%)

0,010

Anastomoseninsuffizienz (n, %)

101 (14%)

24 (7%)

77 (22%)

< 0,001

Sonstige Komplikation (n, %)

130 (18%)

51 (14%)

79 (22%)

0,005

Kardial (n, %)

84 (12%)

29 (8%)

55 (15%)

0,002

Akutes Nierenversagen (n, %)

23 (3%)

4 (1%)

19 (5%)

0,001