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DOI: 10.1055/s-0035-1559149
TIPS: Ist die Unterdilatation eines Nitinol-Stents eine Illusion?
Einleitung: Ein sehr übliches Vorgehen bei der TIPS-Anlage ist es, einen größeren Stent (10 mm Durchmesser) zu implantieren und diesen primär nur auf 8 mm aufzudehnen. Dieses Vorgehen beruht auf der Vorstellung, durch den kleinen Shunt die Enzephalopathierate zu reduzieren, im Bedarfsfalle jedoch eine spätere Stenterweiterung vornehmen zu können. Seit fast 20 Jahren werden für die TIPS-Anlage nahezu ausschließlich Nitinol (Nickel-Titan) Stents verwendet, die ein sog. Gedächtnis haben und stets bestrebt sind, ihren festgelegten (nominalen) Durchmesser zu erreichen. Die Radialkräfte, die hierfür sorgen, können von Stent zu Stent sehr verschieden sein. Insofern kann sich die Unterdilatation bei verschiedenen Stents im Zeitverlauf nach der TIPS-Anlage unterschiedlich auswirken. In dieser Studie wird die Frage beantwortet, wie sich eine Unterdilatation im Zeitverlauf auswirkt.
Methoden: Die Stentdurchmesser wurden bei 100 konsekutive Patienten, die einen Nitinol-Stent erhalten hatten, radiologisch bei TIPS-Anlage und bei einer nachfolgenden Revision gemessen. 43 (43%) der Patienten erhielten einen Viatorr-Stent und 57 Patienten einen unbeschichteten (bare) Stent.
Ergebnisse: Wenn ein 10 mm Stent mit einem 8 mm Ballonkatheter dilatiert wird, erreicht er einen Durchmesser von 7,7 ± 0,8 mm. Bei der nachfolgenden Kontrolluntersuchung betrug der Durchmesser 9,4 ± 0,9 mm entsprechend einer Dilatation von 0,7 ± 0,8 mm/Monat. Nach Dilatation mit einem 10 mm Ballonkatheter wird ein tatsächlicher Durchmesser von 8,2 ± 0,9 gemessen. Zum Zeitpunkt der nachfolgenden Revision betrug der Durchmesser 9,8 ± 0,7 mm. Dies entspricht einer Zunahme von 0,3 ± 0,5 mm/Monat. Alle Veränderungen im Zeitverlauf waren signifikant. Der Vergleich der Stents zeigt eine langsamere nachträgliche Stentausdehnung des Viatorr-Stents von 0,3 ± 0,6 mm/Monat im Vergleich zu 0,6 ± 0,9 mm/Monat bei unbeschichteten (bare) Stents.
Schlussfolgerungen: Unterdilatation ist bei Nitinol-Stents ein vorübergehender Effekt. Nach etwa 3 Monaten nach Implantation erreicht der Stent in der Regel seinen nominalen Durchmesser. Somit kann dieses Verfahren nicht eingesetzt werden, um dauerhaft schmallumige Shunts zu erzeugen.