Z Gastroenterol 2015; 53 - KG048
DOI: 10.1055/s-0035-1559074

Inzidenz und Schweregrad einer Azathioprin-induzierten akuten Pankreatitis bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen

N Teich 1, W Mohl 2, B Siegmund 2, U Helwig 2, J Weismüller 2, B Bokemeyer 2, B Bündgens 2, J Büning 2, S Miehlke 2, D Hüppe 2, C Maaser 2, T Klugmann 2, W Kruis 2, A Drabik 2 A Stallmach 2, German IBD Study Group
  • 1Internistische Gemeinschaftspraxis für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen, Leipzig, Deutschland
  • 2Deutschland

Einleitung: Eine akute Pankreatitis kann als extraintestinale Manifestation chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (CED) oder als Nebenwirkung der medikamentösen Therapie auftreten. Am häufigsten ist die Azathioprin-induzierte akute Pankreatitis (AIAP). Inzidenz und Schweregrad der AIAP wurden bislang nicht prospektiv analysiert.

Methodik: Wir untersuchten in einer prospektiven Multicenterstudie 548 Patienten, die wegen Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa erstmalig mit Azathioprin (AZA) behandelt wurden. Die Abschlussvisite lag zwischen 90 und 180 Tagen nach der ersten Einnahme bzw. zum Zeitpunkt eines nebenwirkungsbedingten Therapieabbruchs. Eine akute Pankreatitis wurde gemäß der Leitlinie der DGVS diagnostiziert, wenn plötzliche Oberbauchschmerzen und eine mindestens dreifach erhöhte Serum-Lipase-Konzentration auftraten.

Ergebnisse: Es wurden die Daten von 510 Patienten analysiert. Zum Zeitpunkt der Abschlussvisite wurde die AZA-Therapie von 324 Patienten fortgesetzt (63,5%) und von 186 (36,5%) beendet. Der häufigste Grund des Absetzens war Übelkeit (33,3%). Bei 37 der 510 Patienten trat eine AIAP auf (7,3%). Von diesen wurden 43% hospitalisiert (mediane Verweildauer 5 Tage). Kein Patient musste sich einer AIAP-bedingten Operation oder interventionellen Therapie unterziehen. In der univariaten Analyse stellten ein hoher Nikotinkonsum von mindestens 3 Schachteln Zigaretten wöchentlich und der orale Gebrauch von Budesonid Risikofaktoren des Auftretens einer AIAP dar. Dieses Risiko war hingegen unter systemischer Prednisolontherapie reduziert. Das Auftreten einer AIAP ließ sich nicht durch einen Lipaseanstieg nach Beginn der AZA-Einnahme voraussagen.

Schlussfolgerung: Das Risiko einer Azathioprin-bedingten akute Pankreatitis ist bei Patienten mit CED höher als bisher angenommen. Die Erkrankung verlief jedoch in unserer Kohorte ausnahmslos mild. Eine serielle Lipasemessung nach Beginn der Azathioprintherapie ließ keine Voraussage des Eintretens einer akuten Pankreatitis zu und ist daher verzichtbar.