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DOI: 10.1055/s-0035-1559047
Schmerzreduktion bei Patienten mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung durch transkranielle Gleichstromstimulation
Einleitung: Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) sind in 38% der Fälle mit chronischen Schmerzen assoziiert. Rezidivierende Schmerzen verstärken das Krankheitsgefühl, führen zu einer verminderten Lebensqualität und zu Komorbiditäten wie Depressionen und Suchterkrankungen. Es ist bekannt, dass chronisch-viszerale Schmerzen zu einer veränderten Erregbarkeit im Gehirn führen und sich ein sogenanntes Schmerzgedächtnis ausbildet: peripher geschieht dies durch eine viszerale Hypersensitivität und im zentralen Nervensystem (ZNS) durch die Ausbildung neuer synaptischer Verbindungen. Es kommt zur Schmerzchronifizierung und Schmerzpersistenz, obwohl das viszerale Korrelat (intestinale Inflammation) nicht mehr vorhanden ist. Eine Therapie, die diese zentralen Veränderungen adressiert, ist die transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS = transcranial direct current stimulation). Sie ist eine etablierte Methode, welche die Erregbarkeit des ZNS verändern und Neuroplastizität modulieren kann. Material und Methoden: Die Studie verlief unter randomisierten, verblindeten und kontrollierten (Placebo-Stimulation) Versuchsbedingungen. Es wurden bislang 15 CED-Patienten mit chronischen Schmerzen (visuelle Analogskala (VAS)> 3/10 für 6 Monate) eingeschlossen. Die tDCS wurde über dem primär motorischen Kortex für 20 min mit 2mA an 5 Tagen appliziert. Primärer Endpunkt war die Druckschmerzschwelle. Sekundäre Endpunkte waren die VAS, verschiedene Fragebögen zu Krankheitsaktivität, Symptomen und Schmerzen sowie inflammatorische Marker (CRP, BSG, Calprotektin). Ergebnisse: Die Druckschmerzschwelle veränderte sich im rechten Abdomen signifikant, was noch 1 Woche nach Beendigung der Stimulation anhielt. Dagegen veränderten sich die Schmerzen im linken Abdomen nicht signifikant, was vermutlich an der Mehrheit von M. Crohn-Patienten mit Ileozökalbefall lag. Die VAS reduzierte sich ebenfalls signifikant. Die Fragebögen sowie die inflammatorischen Marker veränderten sich nicht signifikant. Schlussfolgerung: Die tDCS könnte eine potentielle Therapie zur Schmerzreduktion bei Patienten mit CED sein. Sie stellt einen medikamentenunabhängigen und nebenwirkungsarmen Ansatz dar. Da die Methode leicht durchzuführen, preiswert und sicher ist, wäre eine flächendeckende Implementierung gut möglich.