Z Gastroenterol 2015; 53 - KG015
DOI: 10.1055/s-0035-1559041

Ki67-Proliferationsindex beim Magenkarzinom – Putativer Marker für intratumorale Heterogenität, als Prognoseindikator jedoch ungeeignet

C Böger 1, H Behrens 1, V Warneke 1, C Röcken 1
  • 1Christian-Albrechts-Universität, Institut für Pathologie, Kiel, Deutschland

Einleitung: Der Proliferationsmarker Ki67 ist als Prognosefaktor des Mammakarzinoms etabliert, und auch in anderen Tumorentitäten wie gastrointestinalen Stromatumoren oder Weichgewebssarkomen spielt die Anzahl der proliferierenden Tumorzellen, erhoben in Form eines Mitoseindex, eine wesentliche Rolle im Grading und bei der Beurteilung des Rezidivrisikos. Beim Magenkarzinom ist die bisherige Datenlage hinsichtlich der prognostischen Bedeutung des Ki67-Proliferationsindex (PI) widersprüchlich.

Material und Methoden: Die Expression von Ki67 wurde systematisch durch Einzelzellzählung anhand von immunhistochemischen Untersuchungen an tissue microarrays (TMA) und whole tissue sections (WTS) von 315 Magenkarzinomen erhoben. Der Ki67-PI wurde zwischen den korrelierenden TMAs und WTS verglichen. Weiterhin wurde das intratumorale Verteilungsmuster der proliferierenden Tumorzellen evaluiert und der Ki67-PI mit klinisch-pathologischen Parametern und der Überlebenszeit korreliert.

Ergebnisse: Der mediane Ki67-PI betrug 45,0% (TMA) bzw. 64,3% (WTS). Der Vergleich der beiden Untersuchungsmethoden ergab eine moderate Übereinstimmung (κ= 0,455). 58,1% der Magenkarzinome zeigten in den WTS ein heterogenes Ki67-Expressionsmuster, welches signifikant mit dem Laurén-Phänotyp korrelierte und hier häufiger im intestinalen und gemischten Phänotyp zu beobachten war (p < 0,001). Der an WTS erhobene Ki67-PI korrelierte weiterhin signifikant mit dem Laurén-Phänotyp, dem Nodalstadium bzw. der lymph node ratio, der Tumorlokalisation, dem UICC-Stadium und dem Differenzierungsgrad. Es fand sich keine signifikante Korrelation zwischen dem Ki67-PI und der Überlebenszeit.

Schlussfolgerung: TMAs (und damit auch Tumorbiopsate) sind aufgrund des überwiegend heterogenen Ki67-Expressionsmusters im Magenkarzinom für die Erhebung des Ki67-PI ungeeignet. Die Aussagekraft vorangegangener, überwiegend an TMAs durchgeführter Untersuchungen ist damit in Frage gestellt. Unsere Untersuchung an WTS eines großen Magenkarzinomkollektivs zeigen, dass der Ki67-PI im Magenkarzinom als prognostischer Biomarker ungeeignet ist. Inwiefern die heterogene Ki67-Expression als Marker für intratumorale Heterogenität bzw. Klonalität geeignet ist, muss in weiterführenden Untersuchungen geklärt werden.