Z Gastroenterol 2015; 53 - FV14
DOI: 10.1055/s-0035-1559010

Lichen planus des Ösophagus – häufiger als bisher vermutet?

W Kreisel 1, A Schmitt-Gräff 2, H Schwacha 1, K Technau-Hafsi 3, J Kern 3
  • 1Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Innere Medizin 2, Freiburg, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Freiburg, Institut für Pathologie, Freiburg, Deutschland
  • 3Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Dermatologie und Venerologie, Freiburg, Deutschland

Einleitung: Der Lichen planus ist eine klassische, meist chronisch verlaufende entzündliche Erkrankung nicht abschließend geklärter Ursache von Haut und/oder Schleimhäuten. Die feingewebliche Untersuchung von Hautläsionen zeigt eine bandförmige Entzündung an der dermo-epidermalen Junktionszone (Interface-Dermatitis) durch vorwiegend zytotoxische T-Lymphozyten, so dass eine (auto)immune Komponente der Genese angenommen wird. Hauptmanifestationen sind Haut und Mundschleimhaut, weniger häufig Genitalschleimhaut. Eine Beteiligung des Ösophagus wurde bisher selten beschrieben.

Material und Methoden: Bei 20 allgemein dermatologischen Patienten mit einem Lichen planus der Haut bzw. Mundschleimhaut oder Genitalschleimhaut wurde eine Ösophago-Gastro-Duodenoskopie durchgeführt, um eine Beteiligung des Ösophagus festzustellen. Makroskopische Zeichen eines Lichen planus im Ösophagus sind: Fragilität und leichte Ablösbarkeit der Schleimhaut, spontane Mucosa-Abschilferung, Schleimhauteinrisse und -Blutungen, weißliche Bezirke in der Schleimhaut, narbige Stenosen als Spätfolge. Histologie (in Analogie zu den Läsionen der Haut): entzündliches, überwiegend lymphozytäres Infiltrat und Ablösung des Epithels. Nachweis von Fibrinogen- oder IgG-Ablagerungen entlang der Basalmembran in der Immunfluoreszenz.

Ergebnisse: Bei 7/20 Patienten fand man makroskopisch und histologisch deutliche Zeichen eines Lichen planus im Ösophagus, bei weiteren 3 sah man nur histologische Hinweise. 3 der Patienten mit makroskopischen Veränderungen gaben eine Dysphagie an, bei einer Patientin lag eine narbige Stenose vor. 3 dieser Patienten hatten keinerlei Symptome von Seiten des Ösophagus. Der Lichen des Ösophagus sprach in der Regel auf eine Behandlung mit systemischem oder topischem Kortikosteroid an.

Schlussfolgerung: Eine Beteiligung des Ösophagus bei Lichen planus scheint häufiger zu sein, als man es bisher dachte. Die Kriterien der makroskopischen und histologischen Diagnose müssen noch besser definiert werden. Eine zugelassene Standardtherapie existiert bisher nicht. Deshalb plant das Universitätsklinikum Freiburg eine multizentrische Studie. Kontakt: wolfgang.kreisel@uniklinik-freiburg.de


Ösophagitis – alles Reflux oder?

Freitag, 18.09.2015/08:30 – 10:00/Saal 3