Z Gastroenterol 2015; 53 - FV05
DOI: 10.1055/s-0035-1559001

Histologische Zweitmeinung für hyperplastische Polypen im Colon?

G Schachschal 1, S Sehner 2, M Choschzick 3, D Aust 4, L Brandl 5, M Vieth 6, K Wegscheider 2, G Baretton 4, T Kirchner 5, G Sauter 7, T Rösch 1
  • 1Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Klinik für Interdisziplinäre Endoskopie, Hamburg, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Hamburg, Deutschland
  • 3Universitätshospital Zürich, Institut für Chirurgische Pathologie, Zürich, Schweiz
  • 4Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Institut für Pathologie, Dresden, Deutschland
  • 5Ludwig-Maximilians-Universität, Pathologisches Institut, München, Deutschland
  • 6Klinikum Bayreuth, Institut für Pathologie, Bayreuth, Deutschland
  • 7Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Institut für Pathologie, Hamburg, Deutschland

Hintergrund: Aufgrund angenommener Unterschiede im biologischen Verhalten zwischen hyperplastischen Polypen (HP) und sessilen serratierten Adenomen (SSA) werden nach Abtragung unterschiedliche Follow-up-Intervalle empfohlen,. Auf der anderen Seite ist die histologische Differenzierung zwischen HP und SSA oft schwierig, mit Unterschieden zwischen Pathologen in der Nachbefundung. Ob sich eine solche Nachbefundung lohnt, und wie oft es zu Diagnoseänderungen kommt, untersucht die vorliegende Studie.

Patienten und Methodik: Aus einer prospektiven Studie mit 1069 Vorsorge-Koloskopien wurden relevante serratierte Läsionen (≤5 mm distale HP wurden ausgeschlossen), die primär als HP von niedergelassenen Pathologen eingestuft worden waren, ausgewählt und von 4 spezialisierten gastroenterologischen Pathologen nachbefundet.

Ergebnisse: SSA waren primär in 7 Fällen diagnostiziert worden (0,7%), während in 83 Fällen die Diagnose HP lautete (7,8%; 101 Läsionen). Letztere wurden zweitbefundet: Die Chance, dass sich ein Diagnosewechsel zu SSA durch mindestens einen der 4 gastroenterologischen Pathologen ergab, war höher für größere (> 5 mm) und rechts gelegene Läsionen (19,1% vs. 1,3%, OR 18,4, p = 0,04). Dieselben Läsionen hatten deswegen auch eine höhere Wahrscheinlichkeit einer Änderung in den Follow-up-Empfehlungen (32,1% vs. 3,3%, p 5 mm und rechtsseitig, ebenfalls höher (p = 0,04), mit einem Kappa-Wert von insgesamt 0,48. Insgesamt waren davon aber nur 1,2% der 1069 primären Studienfälle betroffen.

Schlussfolgerungen: Obwohl rechtsseitige HP ab einer Größe von > 5 mm eine höhere Wahrscheinlichkeit eines Diagnosewechsels zu SSA hatten, war ein solcher Zweitmeinungs-Prozess doch durch eine substantielle Interobserver-Variabilität begrenzt. Das biologische Verhalten von HP und SSA kann deswegen nur durch Follow-up-Studien bestimmt werden. Insgesamt ist von diesem Problem aber nur ein kleiner Prozentsatz von Patienten betroffen.


Kolorektale Polypen – Diagnostik und Therapie 2015

Donnerstag, 17.09.2015/10:00 – 11:30/Saal 1