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DOI: 10.1055/s-0035-1558909
Die PillCam® Patency-Kapsel (PC) zum Stenoseausschluss vor Video-Kapselendoskopie – Erfahrungen eines endoskopischen Zentrums
Einleitung: Die Video-Kapselendoskopie (VKE) ist eine etablierte Methode zur Untersuchung des Dünndarms. Um die Gefahr einer Kapselretention zu minimieren kann zuvor eine Probekapsel, die sog. Patency-Kapsel (PC) für Patienten mit Risikofaktoren verabreicht werden. Die PC hat dieselben Ausmaße wie die Videokapsel, löst sich aber im Fall einer Retention je nach Magen-Darm-Tätigkeit innerhalb von 30 bis 100 Stunden auf. Laut Hersteller ist eine Durchgängigkeit für eine VKE anzunehmen, wenn die PC nach 30h ausgeschieden ist, sich radiologisch auf den Dickdarm projiziert oder nach 30h intakt ausgeschieden wird.
Methode: Retrospektive Untersuchung der 38 durchgeführten PC über den Zeitraum von 02/2013 bis 04/2015 am Zentralklinikum Augsburg.
Ergebnisse: Die PC wurde vor der VKE aufgrund von dokumentierten Risikofaktoren wie M. Crohn oder abdominellen Voroperationen verabreicht. In 42% der Fälle (16 Pat.) konnte eine Ausscheidung der PC nach durchschnittlich 34h via naturalis beobachtet werden. Nur 8 Patienten (21%) schieden die PC innerhalb von 30 Stunden aus. Zwei Patienten bemerkten ihre Ausscheidung erst nach Beginn der weiteren Diagnostik zur PC-Suche. Nach 33h wurde deshalb bei 22 Patienten ohne bisher erfolgte Ausscheidung ein Scan zur PC-Suche durchgeführt. Dieser war in 6 Patienten negativ. Ein Patient beobachtete anschließend die Ausscheidung. Die verbliebenen 15 Patienten sowie 2 Patienten mit Schrittmacher, bei denen deshalb kein Scan möglich war, erhielten eine radiologische Bildgebung nach durchschnittlich 45h. Hierbei projizierte sich die PC bei 14 Patienten auf den Dickdarm bzw. war nicht mehr darzustellen, so dass eine Dünndarmdurchgängigkeit angenommen wurde. Ein Patient bemerkte im Verlauf eine natürliche Ausscheidung. In 2 Fällen erfolgte keine PC Passage. Bei einem dieser Patienten wurde ein CT-Abdomen durchgeführt. Hierbei zeigte sich die PC im Dünndarm bei Z.n. Kolektomie sowie ein weit fortgeschrittenes Rezidiv eines bekannten Endometrium-Ca. Der zweite Pat. mit bek. MC hatte erst nach 13 Tagen einen negativen Scan. Eine VKE wurde in beiden Fällen nicht durchgeführt.
Von 38 Pat. mit initialer PC erhielten 32 Patienten anschließend eine VKE. Dabei trat keine Kapselretention auf. Neben den zwei Patienten mit pathologischer PC lehnten zwei weitere Pat. eine VKE ab, da ihre Passagezeit über 30h lag. Ein Patient entwickelte im Verlauf nach unauffälliger PC klinisch einen Subileus und erhielt daher keine VKE. Ein weiterer Patient verstarb vor Erhalt der VKE an einer Sepsis.
Zusammenfassung: Unsere Daten legen den Schluss nahe, dass eine VKE auch dann durchgeführt werden kann, wenn die natürliche Ausscheidung der PC über 30 Stunden benötigt und diese nicht auf Schäden untersucht wurde. Eine Untersuchung der PC auf Schäden, wie vom Hersteller gefordert, gestaltet sich zudem aufgrund der hohen Anzahl unbemerkter Abgänge (58%) sowie der Umsetzbarkeit im klinischen Alltag schwierig.