Gallensteine im Kindesalter – eine Operationsindikation?

Zielstellung: Gallensteine sind im Kindesalter eine seltene Erkrankung. Operationspflichtig sind nur Gallensteine, die Koliken und andere Komplikationen verursachen. In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, ob es klinische und sonografische Befunde gibt, die einen prädiktiven Wert für das Auftreten von Komplikationen haben.

Methode: In einer Kinderarztpraxis wurden in den Jahren 2002 bis 2014 insgesamt 17 Kinder mit Gallensteinen behandelt. 8 Kinder mussten wegen Koliken, Cholezystitis oder Verschlussikterus operiert werden, 9 Kinder blieben asymptomatisch und wurden regelmäßig sonografisch kontrolliert. In einer retrospektiven Analyse wurden zwischen beiden Gruppen die klinischen und sonografischen Befunde verglichen.

Ergebnisse: Fast die Hälfte der Kinder mit Gallensteinen musste operiert werden. Die 8 operierten Kinder zeigten folgende Besonderheiten: Höheres Durchschnittsalter von 15 Jahren (12–17 Jahre), 4 Kinder waren adipös, ein Kind hatte eine Sphärozytose und ein Kind MD Duchenne. Bei 7 Kindern enthielt die Gallenblase jeweils mehr als 10 Steine. Bei allen Kindern waren entweder nur kleine Konkremente oder ein Gemisch aus kleinen und größeren Steinen vorhanden. Die Zeit von der Diagnostik der Gallensteine bis zur Operation betrug im Durchschnitt 8 Monate.

Die 9 beschwerdefrei gebliebenen und nicht operierten Kinder zeigten folgende Besonderheiten: jüngeres Durchschnittsalter von 8 Jahren (5 Monate bis 17 Jahre), kein Kind war adipös. Bei allen Kindern enthielt die Gallenblase 1 bis maximal 4 große Steine, alle Steine zeigten sonografisch eine Größe über 6 mm. Die durchschnittliche Beobachtungszeit der nicht operierten Kinder beträgt jetzt 6 Jahre.

Zusammenfassung: Kinder mit einzelnen großen Steinen in der Gallenblase können jahrelang beschwerdefrei bleiben. Im Gegensatz dazu besteht wohl bei Kindern mit vielen kleinen Steinen in der Gallenblase ein hohes Risiko, innerhalb eines Jahres operationspflichtige Komplikationen zu entwickeln.