Ultraschall Med 2015; 36 - A238
DOI: 10.1055/s-0035-1558764

Objektive Beurteilung fetaler kraniofazialer Spaltfehlbildungen – Detaillierte Analyse 5 verschiedener Messparameter

J Weichert 1, M Gembicki 1, R Axt-Fliedner 2, A Kawecki 2, C Enzensberger 2, J Degenhardt 2, A Weichert 3, M Krapp 4, P Kreiselmaier 4, D Hartge 1
  • 1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck
  • 2Universitätsklinikum Gießen und Marburg
  • 3Charité Geburtsmedizin
  • 4amedes experts Hamburg

Ziel: Untersuchungen zur Validität unterschiedlicher Messparameter bei der objektiven Erfassung fetaler kraniofazialer Spalt-Fehlbildungen.

Methoden: In diese retrospektive Analyse wurden insgesamt 69 Feten mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte (cleft lip/palate; CL/P), 12 Feten mit einer isolierten Lippenspalte (cleft lip; CL) und 4 Feten mit einer isolierten Gaumenspalte (cleft palate/CP) eingeschlossen. Von allen Feten wurden anhand midsagittaler 2D-Profilbilder mit klar zu identifizierenden anatomischen Landmarken verschiedene Messwinkel (MMN – maxilla-mandible-nasion angle; MNM – maxilla-nasion-mandible angle; MMA – mandibulomaxillary angle; IFA – inferior facial angle, FMA – frontomaxillary angle) angelegt und ausgewertet. Alle Messdaten wurden mit denen von unauffälligen, gematchten Kontrollen verglichen.

Ergebnisse: In 83/85 konnten alle Winkel angelegt werden. Das mittlere Gestationsalter lag bei 22,4 SSW vs. 24,3 SSW (Kontrollen). Keine signifikanten Unterschiede zur Kontrollgruppe zeigten sich bei allen Messwinkeln in Fällen mit isolierter Gaumenspalte (n = 4) bzw. isolierter Lippenspalte (n = 11). Für sowohl unilaterale als auch bilaterale Spaltanomalien konnten reproduzierbar signifikant stumpfere MMN und MNM-Winkel (MMN: 33,5 ° vs. 20,5 ° bzw. 34,1 ° vs. MNM: 19,1 °; p < 0,001) als bei der Kontrollgruppe beobachtet werden. Im Fall von ausgeprägten prämaxillären Protrusionen zeigten sich zudem signifikant kleinere MMA-Winkel (69,5 ° vs. 80,5 °, p < 0,001).

Zusammenfassung: Mittels Bestimmung des MMN und MNM lassen sich schnell und reproduzierbar valide Aussagen zur kraniofazialen Integrität treffen. Insbesondere der MMN-Winkel kann durch Integration der fetal profile line und der mandibulomaxillary line hilfreich sein bei der Beurteilung von Spaltfehlbildungen und assoziierten Anomalien sein.