Aktuelle Dermatologie 2015; 41 - A62
DOI: 10.1055/s-0035-1558631

Rekonstruktion der Vulva bei Acne inversa Stadium Hurley III unter funktionell-ästhetischem Aspekt

S Schirmer-Kamawal 1, D Presser 1
  • 1Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsklinikum Würzburg

Acne inversa ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung mit bislang nicht abschließend geklärter Pathogenese, bei der es stadienabhängig (klinisches Stadium Hurley I-III) zunehmend zu rezidivierenden, schmerzhaften Abszess-, Fistel- und Narbenbildungen mit funktionellen Einschränkungen kommen kann. Prädilektionsstellen sind die Axillen, die Leistenregion und seltener auch ausschließlich der Genitalbereich. Diese Lokalisation stellt in der Dermatochirurgie einen hohen Anspruch an die Rekonstruktionstechniken im Falle eines Primärverschlusses. Ein solcher kann angestrebt werden, wenn operationstechnisch die komplette Entfernung des erkrankten Gewebes gelingt sowie kein tiefreichendes Fistelgangsystem vorliegt. Narbenbedingte Strikturen und Verziehungen, die im Rahmen einer Sekundärheilung möglich sind, können auf diese Weise vermieden werden.

Wir präsentieren den Fall einer 46-jährigen Patientin mit seit 25 Jahren bestehenden entzündlichen, stark schmerzhaften Knoten, Fisteln und Abszessen im Genitalbereich. Die antibiotische Therapie mit Doxycyclin Tbl. 100 mg/Tag über 12 Wochen sowie antiseptische Maßnahmen brachten keine ausreichende Verbesserung der Symptomatik, sodass die Indikation zur operativen Sanierung gestellt wurde. Da sich die Acne inversa überwiegend an den großen Labien manifestierte, bestand die Herausforderung darin, ein funktionell und kosmetisch optimales Ergebnis zu erzielen. Die Operation wurde nach ausführlicher Aufklärung insbesondere auch über das Risiko einer veränderten anatomischen Form der Vulva (Verschmälerung der Labien) in komplikationsloser Allgemeinanästhesie durchgeführt. Nach Anzeichnung der Schnittführung unter Berücksichtigung der anatomischen Strukturen und Farbmarkierung der Fistelgänge mit Methylenblau wurden die betroffenen Areale in der Größe von jeweils 15 × 4 cm sorgfältig mit dem monopolaren Messer und bipolarer Schere exzidiert. Anschließend erfolgte die elektrokaustische Blutstillung. Die Rekonstruktion der Vulva konnte aus den verbliebenen Anteilen der Labia majora nach Adaptierung der Wundränder mittels subkutaner und kutan fortlaufender Nähte erreicht werden. Der postoperative Verlauf gestaltete sich unter perioperativer Antibiose mit single shot Cefuroxim (1,5 g), Schmerzmedikation, kurzzeitiger Dauerkatheteranlage und täglicher Wundversorgung mit Silikonwundauflagen komplikationslos. Die Patientin konnte rasch mobilisiert werden und zeigte sich sehr zufrieden mit dem kosmetischen Resultat.

Unser Fallbericht zeigt, dass durch sorgfältige Operationsplanung und -durchführung auch bei ausgeprägter Manifestation der Acne inversa im Stadium Hurley III in heikler Lokalisation wie dem weiblichen Genitalbereich ein ästhetisch und funktionell hervorragendes Operationsergebnis erzielt werden kann. Somit wird die zuvor verloren gegangene Lebensqualität in Bezug auf Sexualleben und Partnerschaft, Schmerzen bei Aktivitäten des täglichen Lebens sowie das eigene Körpergefühl (optischer Aspekt, Geruchsbildung, Schamgefühl) deutlich verbessert.