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DOI: 10.1055/s-0035-1558629
Aktueller Stand der Hämangiom- und Malformationstherapie
Hämangiome sind gutartige Geschwülste der Blutgefäße. In etwa 80% der Fälle bilden sich die Blutschwämmchen ohne eine Therapie zurück. Im 1. Jahr nach der Geburt wachsen Hämangiome jedoch häufig. Es kann dann Jahre dauern, bis sie sich langsam zurückbilden. Bei 20% der betroffenen Kinder ist eine zeitnahe Behandlung erforderlich. Dies betrifft vor allem Hämangiome in folgenden Bereichen: Gesicht, Genito-anal, Hände und Füsse, sowie stark wachsende Hämangiome unabhängig von der Lokalisation.
Die Blutschwämme können einzeln oder zu mehreren gleichzeitig (Hämangiomatose – ab 5 Hämangiomen) vorkommen. Die genaue Ursache für die Entstehung der Hämangiome ist jedoch wissenschaftlich noch nicht vollständig aufgearbeitet.
Nur in sehr seltenen Fällen, wenn sich sehr viele oder großflächige Hämangiome zeigen, können diese mit anderen Gefäßveränderungen der Haut assoziiert oder Bestandteil einer systemischen Erkrankung sein.
Hämangiome der Haut sind auf Grund des typischen Erscheinungsbildes zu diagnostizieren. In unserer Praxis wird routinemässig mit dem Ultraschall die Tiefe der Hämangiome ausgemessen. Gleichzeitig können mittels Doppler-Technik die Durchblutungsstärke und die Gefäßgröße gemessen werden.
Bei vielen Hämangiomen ist keine Behandlung erforderlich, da die Blutschwämme nur langsam wachsen, und sich ab dem 1. – 2. Lebensjahr spontan zurückbilden, was unterschiedlich lange (3 – 10 Jahre) dauern kann. Diese Entwicklung zeigen ca. 70 – 80% der Fälle. Von diesem Grundsatz sind allerdings Hämangiome in Problemlokalisationen wie Gesichts-, Genitalbereich und auch Finger und Zehen auszunehmen. Bei Tendenzen zu Wachstum sind diese Hämangiome als Notfall anzusehen und dringlich durch spezialisierte Ärzte zu behandeln. In diesen Fällen ist die Behandlung mittels Laser- oder Blitzlampen(IPL)-Systemen die Methode der ersten Wahl. Als weitere Möglichkeit steht die Kältetherapie („Kryotherapie”) zur Verfügung.
Seit 2008 hat eine ganz neue Therapie die Hämangiombehandlung von Grund auf verändern und maßgeblich geprägt. Seit dieser Zeit werden Hämangiome mit Propranolol behandelt. Anfänglich handelte es sich um eine „off-Label-Therapie“. Mittlerweile hat die Firma Pierre Fabre das Medikament Hemangiol als Lösung auf dem Markt zugelassen, was die Anwendung in der tgl. Arbeit deutlich erleichtert. Die Vorteile von Propranolol liegen vor allem bei der Behandlung von großen und sehr schnell wachsenden Hämangiomen in den Problemebereichen. Dort ist jetzt auch keine orale Kortison Therapie mehr erforderlich. Zudem kann durch die Propranololtherapie in den meisten Fällen auf eine sehr aufwändige Lasertherapie in Narkose verzichtet werden. Nach „Ausreizung“ der Therapie mit Propranolol sollte, je nach Therapieergebnis, der verbleibende Restbefund möglichst frühzeitig zusätzlich gelasert werden. Die externe Therapie mit einer Propranololcreme ist eine weitere Option in der Behandlung von rein oberflächigen Hämangiomen. Im Vergleich zu dieser Therapieoption sind die Lasertherapie oder die IPL-Therapie jedoch deutlich überlegen. Bei diese Systemen reichen oft sehr wenige Behandlungen ohne jegliche Einschränkungen aus. Die Creme muss jedoch über einen mehrwöchigen Zeitraum tgl occlusiv aufgetragen werden.
Unabhängig von der Therapiewahl sollte die Behandlung eines Hämangioms bis zum dritten Lebensjahr spätestens abgeschlossen sein.