Aktuelle Dermatologie 2015; 41 - A20
DOI: 10.1055/s-0035-1558589

Liposuktion beim Lipödem in WAL-Technik – Kreislaufstörungen sind kein Problem für die ambulante Vorgehensweise Auswertung von 326 Liposuktionen

FC Heck 1
  • 1Praxis für Lipödem-Chirurgie, Essen

Hintergrund: Die operative Behandlung des Lipödems erfordert gewöhnlich die Entfernung weit größerer Mengen Fett als dies bei ästhetischen Inidikationen der Fall ist. Es existieren Empfehlungen, die zur stationären Durchführung der OP raten, wenn absehbar Volumen von mehr als 2000 ml Fettgewebe zu entfernen sind. Bei über 4000 ml Fettgewebe sollte eine Intensivstation vorgehalten werden. Zur Begründung dient die Gefahr von Kreislaufstörungen (KS). Diese Argumentation wird vor Sozialgerichten dafür verwand, die Kostenübernahme für eine stationäre Liposuktion durch die gesetzlichen Krankenkassen zu erhalten. In der Literatur finden sich sehr widersprüchliche Aussagen über die Art und Häufigkeit von Komplikationen nach Fettsaugung. Über Kreislaufstörungen im Besonderen, deren Häufigkeit und Verlauf, sind keine verlässlichen Angaben zu finden, sodass hierdurch die stationäre Vorgehensweise nicht zu rechtfertigen zu sein scheint.

Patienten und Methoden: 326 Fettsaugungen in wasserstrahl-assistierter Liposuktions-Technik (WAL) zwischen Januar 2012 und Mitte März 2015 wurden von den Patientinnen mittels Schulnoten bezüglich der Häufigkeit und dem Verlauf von KS hin ausgewertet. (Note 1 = keine KS bis Note 6 = Krankenhausbehandlung erforderlich). Es wurde untersucht, ob KS von der operierten Region, dem Alter der Patientin oder der entfernten Menge Fett abhängig waren, innerhalb der ersten 24 Stunden nach OP oder erst ab dem 2. Tag post OP während der 1. Woche auftraten. Es wurde erfragt, ob sich die Patientinnen zuhause gut betreut fühlten und ob sie die OP erneut ambulant machen würden.

Ergebnisse: Operiert wurden 127mal die Unter- und 189mal die Oberschenkel, 23mal das Gesäß und 36mal die Arme. KS waren die einzigen Komplikationen, die überhaupt auftraten. In 12% (n = 37) KS mit Note 4 (Kollaps) ereigneten sich in den ersten 24 Stunden nach OP, 0,6% (n = 2) von ihnen wurden daraufhin stationär überwacht. 0,9% (n = 3) Patientinnen wurden im Verlauf der 1. Woche nach der OP zur stationären Überwachung eingewiesen, 3 erhielten später Bluttransfusionen. 11 Frauen (3,4%) fühlten sich zuhause nicht ausreichend betreut und würden aufgrund der KS die ambulante Liposuktion nicht mehr durchführen lassen. Das Auftreten von KS war unabhängig vom Alter der Frauen. Die Fettsaugung der Oberschenkel zeigte eine gewisse Abhängigkeit zwischen entfernter Fettmenge und dem Auftreten von KS.

Schlussfolgerung: Die ambulante Fettsaugung in WAL-Technik ist beim Lipödem sicher, selbst wenn große Mengen Fettgewebe zu entfernen sind. Eine zuverlässige und eingewiesene Begleitperson ist zwingend erforderlich, um bei möglichen KS während der ersten 24 Stunden nach der OP helfen zu können. Die Übernachtung in einer anästhesiologischen Tagesklinik ist allerdings medizinisch wünschenswert und wird von uns mittlerweile standardisiert durchgeführt.