Aktuelle Dermatologie 2015; 41 - A13
DOI: 10.1055/s-0035-1558582

Pigment, mal erwünscht mal unerwünscht – warum der Hype?

C Bayerl 1
  • 1Dr. Horst Schmidt Kliniken/Helios, Dermatologie und Allergologie/Hauttumorzentrum Wiesbaden

Kosmetisch störende Hyperpigmentierungen sind charakterisiert durch eine Vermehrung von Melanozyten intraepidermal, im Stratum basale, im oberen Korium und in Melanophagen.

Die fazialen Melanosen umfassen das Melasma, die Riehl-Melanose, die Poikilodermie Civatte, die pigmentierte peribukkale Erythrose (Broque) und die Erythromelanosis follikularis des Gesichts und Halses. Die Entwicklung kosmetisch störender Hyperpigmentierungen hängt auch von genetischen Einflüssen, hormonellen Einflüssen (Melasma), der UV-Exposition, dem Beruf und der Medikamenteneinnahme (Amiodaron, Tetrazykline) ab. Epheliden blassen mitunter mit zunehmendem Lebensalter ab. Der vermehrte Einsatz kosmetischer Maßnahmen aufgrund der sogenannten „Demokratisierung“ kosmetischer Prozeduren führt vermehrt zu postenzündlicher Hyperpigmentierung, insbesondere bei Non-Compliance was den Lichtschutz anbelangt. Produkte mit Auslobung gegen Hyperpigmenierung stürmen den asiatischen Markt und werden zu Kassenschlagern! Melanotan, die „Barbie-Droge“ oder auch „Ken-Droge“ fördert als Strukturverwandte des Melanozyten stimulierenden Hormons (a-MSH) den Gehalt an Melanin in der Haut und führt zur Bräunung. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat in seiner Pressemitteilung vom 28. Oktober 2010 dringend davon abgeraten, aus unbestimmbaren Internetquellen die melanotanhaltigen Produkte zu beziehen aufgrund von Mitteilungen zu Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, des Verdauungstraktes und das Injektionsrisiko bei Selbstinjektion des Melanotan II-Implantats aufgeführt. Vorbestehende Naevi dunkeln unter der Therapie nach, Melanominduktion wird diskutiert. Unbehelligt davon sind die klinischen Prüfungen zum Melanotan I (Afamelanotid oder NDP-a-MSH), einem synthetischen Peptidhormon, bei der erythropoetischen Protoporphyrie.

In zwei Familien (A: n = 4, B: n = 5, eigene Fälle) aus Kosovo-Albanien wurden seitens der Mütter Bleichcremes wegen Melasma angewendet, die von einem ländlichen Markt stammten und 12% elementares Quecksilber enthielten. Erhöhte Quecksilberspiegel im Urin waren erstmals bei einer Reihenuntersuchung in der Schule bei je einem Sohn aufgefallen. Es bestanden Symptome wie Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Magenschmerzen. Beide Familien zeigten kein Feer-Syndrom (Acrodynie). In beiden Familien muss die Aufnahme des Quecksilbers bei den Jungen durch die Haut erfolgt sein, durch Einatmen oder Nahrungsaufnahme.