Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - P25
DOI: 10.1055/s-0035-1558391

Ist bei Adoleszenten und jungen Frauen mit Endometriose eine Operation sinnvoll?

A Wüest 1, L Knabben 1, S Imboden 1, I Dingeldein 1, M Mueller 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik Bern, Bern, Schweiz

Fragestellung:

Der Tatsache, dass die Endometriose auch Jugendliche betrifft, wird häufig zu wenig Achtung geschenkt. Sie ist aber gerade in diesem Alter mit hohem Leidensdruck verbunden. Es finden sich Symptome wie chronische Bauchschmerzen, die zu häufigen Schulabsenzen führen und/oder eine primäre Dysmenorrhoe, die eine frühe Pilleneinnahme erfordert. Ziel dieser Studie war, bei jungen Frauen unter 25 Jahren mit histologisch gesicherter Endometriose, die Symptome, die Lokalisation der Endometriose und das Langzeit-Outcome zu untersuchen.

Methoden:

Anhand der klinikinternen, prospektiv geführten Endometriosedatenbank der Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Inselspital Bern wurden alle Frauen unter 25 Jahren mit histologisch gesicherter Endometriose erfasst. Insbesondere wurden die präoperativen Symptome, intraoperativen Befunde sowie das Follow-up analysiert.

Ergebnisse:

Zwischen 02/1997 und 09/2014 waren von insgesamt 1007 Patientinnen, welche im Endometriosezentrum der Frauenklink Bern wegen Endometriose operiert wurden, 86 Patientinnen unter 25 Jahren (Median 22J, 14 – 25J). Vierundachtzig junge Frauen (98%) waren präoperativ symptomatisch: 61 (71%) klagten über Dysmenorrhoe, 41 (48%) über chronische Unterbauchbeschwerden, 36 (42%) über Dyspareunie. 21 (24%) gaben Defäkations- (Dyschezie oder Hämatochezie) und 13 (15%) Miktionsbeschwerden (Dysurie oder Pollakisurie) an. Bei 5 (5,8%) lag zudem eine Sterilität vor.

Die häufigste Form der Endometriose war die peritoneale Manifestation mit 83,7% (n = 72) der Patientinnen. Bei 45 (52,3%) jungen Frauen fand sich eine ovarielle Endometriose. Die tief infiltrierende Endometriose war bei 9 (10,5%) Patientinnen mit einem Knoten im Septum rectovaginale vorhanden, davon 7 (8,1%) mit einer Darmbeteiligung und 7 (8,1%) wiesen einen Befall des Urogenitaltrakts auf. Bei 29 jungen Frauen zeigte sich intraoperativ kombinierte Endometriosemanifestationen.

Die Stadien Verteilung war wie folgt: rAFS I°: 27 (32,6%), rAFS II°: 11 (12,8%), rAFS III° 13 (15,1%), rAFS IV° 28 (31,4%).

Im Verlauf (Follow-up Median 28 Monate, 12 – 74 Monate) wurden 7 (8,1%) Patientinnen aufgrund eines Rezidivs re-operiert. Als adjuvante Therapie nach der ersten Operation nahmen 3 junge Frauen GnRH-Analoga ein, 2 Dienogest (2 mg), eine Patientin COC (Yasmin), jedoch mit Absetzversuchen bei positivem Kinderwunsch und eine ohne postoperative Therapie. Alle 7 Patientinnen wurden wegen Schmerzen erneut operiert, wovon präoperativ bei 3 Patientinnen sonografisch eine Adenomyose beschrieben wurde. Bei der Re-Operation zeigte sich bei 2 Adoleszenten eine progrediente Endometriose. Bei einer Patientin fand sich kein Rezidiv, sonografisch war jedoch eine Adenomyose bekannt.

Schlussfolgerung:

Auch bei Adoleszenten und jungen Frauen ist eine Operation sinnvoll, da eine schwere Endometriose auch in diesem Lebensabschnitt nicht selten ist (47% unseres Patientenkollektivs). Die meisten Endometriose-Richtlinien empfehlen heutzutage das Einsetzen einer empirischen Therapie bei endometriose-spezifischen Symptomen. Möglicherweise ist die Compliance der Patientinnen jedoch besser, wenn sie mit Sicherheit wissen, dass sie eine Endometriose haben. Die Durchführung einer randomisierten Studie, welche die Langzeitfolgen einer empirischen Therapie im Vergleich zu einer operativen, gefolgt von einer adjuvanten medikamentösen Therapie vergleicht, wäre wünschenswert.