Frauen mit Endometriose haben ein erhöhtes Risiko für unerfüllten Kinderwunsch. Die
Ursachen dafür sind vielfältig. Sie reichen von direkten und nachweisbaren krankheitsbedingten
Folgen, vor allem der Tubenfunktionsstörung, bis hin zu subtilen und in der Literatur
kontrovers diskutierten Mechanismen. Eizellentwicklung, Implantation und Immunologie
der Frühschwangerschaft können ebenfalls durch Endometriose beeinträchtigt sein. Wir
stellen eine Verlaufsbeobachtung von Frauen aus unserem Endometriosezentrum vor, die
später in der Kinderwunschsprechstunde der gleichen Einrichtung betreut wurden.
In dem Zeitraum von Januar 2013 bis Dezember 2014 wurden insgesamt 377 Frauen als
Erstvorstellung in der Endometriosesprechstunde des Universitätsklinikums Carl Gustav
Carus gesehen. Alle Patientinnen wurden in einem interdisziplinären Endometrioseboard
besprochen und eine Konsensusempfehlung gegeben. Von diesen Frauen hatten 36,3% (137/377)
den unerfüllten Kinderwunsch als Hauptvorstellungsgrund neben der Endometriose angesprochen,
bei 74% (102/137) bestand eine primäre Infertilität und bei 26% (35/137) eine sekundäre
Infertilität.
Die Subanalyse der Gruppe mit unerfülltem Kinderwunsch im Vergleich zum Gesamtkollektiv
der Endometriosesprechstunde ergab, dass Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch jünger
waren (33 vs. 36 Jahre), häufiger eine Rezidivanamnese für Endometriose aber ein vergleichbares
durchschnittliches r-ASRM-Stadium aufwiesen. Etwa jede 3. Patientin mit unerfülltem
Kinderwunsch wurde im Universitätsklinikum Dresden auch zur Kinderwunschbehandlung
betreut (47 von 134 Patientinnen). 20 dieser 47 Frauen wurden im beobachteten Zeitraum
von maximal 24 Monaten schwanger (42,6%). Es verliefen 6 Schwangerschaften als Abort
(30%). Die durchschnittliche „time to pregnancy“ betrug 8 (1 – 20) Monate.
Die vorgestellten Ergebnisse machen deutlich, wie wichtig die enge Kooperation der
Zentren bei unerfülltem Kinderwunsch und Endometriose ist. Eine Wartezeit von mehreren
Monaten auf den Erstgesprächstermin in einer Kinderwunschsprechstunde sollte vermieden
werden und verlängert das Intervall bis zum Eintreten einer Schwangerschaft. In unserem
Zentrum konnte die Weiterleitung in das Kinderwunschzentrum zeitnah erfolgen, dennoch
betrug die durchschnittliche „time to pregnancy“ 8 Monate. Wünschenswert wären weitere
Datenerhebungen zur Patientinnenzufriedenheit bei der genannten engen Kooperation
beider Zentren.