Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - V13
DOI: 10.1055/s-0035-1558362

Cervixstumpfendometriose nach subtotaler Hysterektomie – Wie hoch ist das Risiko?

B Kabuk 1, L Mpinou 2, V Chiantera 1, A Ebert 2, S Mechsner 1
  • 1Charité Universitätsmedizin zu Berlin, Berlin, Deutschland
  • 2Vivantes Humboldt-Klinikum, Berlin, Deutschland

Fragestellung:

Immer wieder tritt bei Frauen nach laparoskopisch assistierter supracervikaler Hysterektomie (LASH) eine rektovaginale Endometriose auf, die operativ behandelt werden muss. Das Anliegen dieser Studie war es Patientinnen mit rektovaginaler Endometriose bzw. Cervixstumpfendometriose bei Zustand nach LASH im Hinblick auf das anamnestische Vorliegen einer Endometriose hin zu evaluieren und ggf. eine Risikoabschätzung zur Durchführung einer LASH bei Endometriose-Patientinnen zu treffen.

Methoden:

Retrospektive Studie mit Rekrutierung der Studienpatientinnen aus der Charité und dem Humboldt-Klinikum, wobei 24 Patientinnen eingeschlossen werden konnten. Weitere 6 Patientinnen, bei denen eine LASH durchgeführt wurde ohne dass sich eine Cervixstumpfendometriose entwickelt hatte, bildeten die Kontrollgruppe. Mithilfe der Patientenakten erfolgte die Erhebung der erforderlichen klinischen Daten.

Ergebnisse:

Der Cervixstumpf war im Sinne einer Cervixstumpfendometriose klinisch bei allen 24 Patientinnen von Endometrioseherden befallen, bei 4 Patientinnen jedoch ohne histopathologischer Bestätigung. Neben dem Cervixbefall lag allgemein eine stark ausgeprägte Endometriose vor. Überwiegend waren dabei zu jeweils 29,2% (N = 7) das Colon sigmoideum und die Ovarien befallen. Das Septum rectovaginale war zu insgesamt 37,5% (N = 9) von Endometrioseherden infiltriert. Bei den Patientinnen mit zuvor bekannter Endometriose (N = 17) betrug die mittlere Zeitspanne nach der LASH bis zum klinischen Verdacht des Endometrioserezidivs mit anschließender Cervixstumpfextirpation 26,71 Monate. Bei den Patientinnen mit zuvor unbekannter bzw. nicht diagnostizierter Endometriose (N = 7) betrug die mittlere Zeitspanne nach der LASH bis zur Cervixstumpfextirpation mit der Erstdiagnose Endometriose bzw. Cervixstumpfendometriose 28,57 Monate. Durch die exazerbierte Endometriose war der operative Eingriff der Cervixstumpfextirpation weitaus radikaler als bei der LASH. Zu den radikalen Maßnahmen gehörten u.a. Rektumresektionen und Salpingoovariolysen zu jeweils 16,67% (N = 4). Die Radikalität machte sogar Sigmateilresektionen und Parametrektomien zu jeweils 12,5% (N = 3) erforderlich. Zu den operativen Komplikationen gehörten neben Serosaläsionen des Ileums auch eine Läsionen der Vena iliaca communis (jeweils 4,17%, N = 1).

Schlussfolgerung:

Die vorliegende Arbeit soll auf das Vorkommen von Cervixstumpfendometriosen nach LASH aufmerksam machen. Tritt im Verlauf eine Cervixstumpfendometriose auf, die operativ behandelt werden muss, handelt es sich meist um sehr komplexe Eingriffe. Bisher liegen in der Literatur keine belastbaren Daten hinsichtlich der Inzidenz des Auftretens von Cervisxtumpfendometriose bei anamnestischer bekannter bzw nicht bekannter Endometriose nach LASH vor. Aufgrund dieser vorgestellten Daten scheinen aber prospektive Studien sinnvoll, um einerseits die Exazerbation der Endometriose vorbeugen zu können und andererseits geeignetere Empfehlungen bzgl. der Operationstechniken, vor allem der LASH, bei zuvor bekannter Endometriose und insbesondere bei rektovaginaler Endometriose auszusprechen. Die Ergebnisse unterstreichen die Empfehlung zur Durchführung einer totalen Hysterektomie gegenüber der LASH in einem Endometriosekompetenzzentrum bei Patientinnen mit bekannter Endometriose vor allem mit rektovaginaler Endometriose.