Suchttherapie 2015; 16 - P_26
DOI: 10.1055/s-0035-1557720

Die Jugendhilfeeinrichtungen Freedom – ein hybrides Konzept aus Jugend- und Suchthilfe

HM Wontorra 1, B Lettl 1
  • 1Jugendhilfeeinrichtungen Freedom, Deutschland

Einleitung: Auf den ersten Blick handelt es sich bei den Jugendhilfeeinrichtungen Freedom mit den beiden Basishäusern Lackenhäuser und Schachtlau und der sozialtherapeutisch ausgerichteten Stadtwohngruppe Waldkirchen um eine vollstationäre Betreuungseinrichtung im Sinne des SGB VIII. Bei genauerer Betrachtung ist das hybride Konzept aus Jugendhilfe und Suchthilfe recht schnell erkennbar, was die Einrichtung konzeptionell zu einer Spezialeinrichtung für Jugendliche und junge Erwachsene beiderlei Geschlechts mit Suchtgefährdung oder einer bereits manifesten Suchterkrankung macht. Darüber hinaus behandeln die Jugendhilfeeinrichtungen auch Kinder suchtkranker Eltern sowie Jugendliche und Heranwachsende mit Verhaltensauffälligkeiten.

Methoden: Die Gesamtbehandlungsdauer für die Jugendlichen und Heranwachsenden liegt im Regelfall bei 18 bis 24 Monaten. Das Therapiekonzept der Gesamteinrichtung ist auf einem neunstufigen Modell aufgebaut. Die Klienten sind in den beiden Basishäusern in zwei acht- bis zehnköpfigen Therapiegruppen zusammenfasst. Jede(r) Jugendliche ist ein Bezugstherapeut sowie ein Bezugspädagoge zugeordnet. Die Jugendhilfeeinrichtungen Freedom arbeiten in einem multiprofessionellen Team klientenzentriert und sind aus einem konzeptionellen Dreiklang aus Pädagogik, Psychotherapie und Sozialtherapie mit unterschiedlicher, auf den individuellen Bedarf ausgerichteter Schwerpunktsetzung aufgebaut. Neben einer einrichtungsinternen Beschulung in drei Schulklassen mit einer Stärke von maximal 10 Schülern besteht generell für die Klienten die Möglichkeit, eine weiterführende externe Schule zu besuchen. Einrichtungsintern schließen die Schüler mit dem qualifizierenden Hauptschulabschluss ab. Generell soll die Langzeitbehandlung einen Prozess der Nachreifung anstoßen. Die Klientel erhält durch die Hausgemeinschaft eine vorgegebene Struktur und ein transparentes Regelwerk. Der Therapiealltag findet in einer vertrauten Bezugsgruppe mit stabilem Umfeld statt. Die zu behandelnde Zielgruppe ist in der Regel extrinsisch motiviert, was für den Therapiealltag stets eine besondere Herausforderung bedeutet. Zudem arbeiten die Jugendhilfeeinrichtungen Freedom sehr stark mit den Angehörigen zusammen, was den Therapiealltag auf eine besondere Weise beeinflusst. Als Behandlungsziel ist eine grundlegende Verhaltensveränderung (Suchtmittelkonsum, Delinquenz, Eigenverantwortung, usw.) gesetzt. Neben den Standardangeboten wie Sport, Kunst und Kreativität, Allgemeinbildung und Bewerbungstraining nehmen die Jugendlichen nach Indikation an Suchtgruppen, Rückfallprophylaxe, Sozialkompetenztrainings sowie Anti-Aggressivitäts- und Coolnesstrainings teil. Zudem gibt es Entspannungstraining, Achtsamkeitstraining und Gehirn-Jogging sowie geschlechtsspezifische Gruppenangebote als Zusatzangebote. Im Bedarfsfall werden auch intensive pädagogische Einzelbetreuung, intensive psychotherapeutische Behandlung sowie eine ambulante Nachbetreuung angeboten. Das Konzept der Einrichtung ist geprägt durch seine integrative Funktion sowohl innerhalb der Einrichtung als auch bei der gesellschaftlichen (Re-)Integration.

Aktuelle konzeptionelle Arbeitsschwerpunkte sind:

  • Hilfeangebote für suchtgefährdete unbegleitete minderjährige Flüchtlinge

  • Verzahnung der Basishäuser mit der außenorientierten Stadtwohngruppe und anschließender Reintegration in die Gesellschaft

  • Einbettung von achtsamkeitsbasierten Methoden in den Therapiealltag

  • Stetige Anpassung eines professionellen Rückfallbearbeitungskonzepts

  • Behandlung von komorbiden Störungen