Suchttherapie 2015; 16 - P_17
DOI: 10.1055/s-0035-1557711

Teilstationäre Tabakentwöhnung bei Thrombangiitis Obliterans – ein Fallbericht

F Schober 1, A Batra 1
  • 1Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Tübingen, Deutschland

Einleitung: Im Rahmen der Thrombangiitis Obliterans (TO) ist eine Nikotinkarenz unverzichtbar, um den Verlauf der Erkrankung aufhalten zu können. Allerdings sind die Betroffenen durch massive Schmerzen und die Krankheitsverarbeitung psychisch sehr belastet, die Tabakentwöhnung damit zusätzlich erschwert. Psychotherapeutische und pharmakologische Möglichkeiten sind limitierter als bei Patienten ohne eine solche somatische Begleiterkrankung.

Fallbeispiel: Wir berichten über einen 37-jährigen Patienten mit Erstdiagnose der TO 2008.

Methoden: Der erste Kontakt zur spezifischen Raucherberatung erfolgte über unsere „Mobile Raucherambulanz“, die eine aufsuchende Raucherberatung bei Patienten in somatischen Kliniken anbietet. Nach Zusage der Kostenübernahme erfolgte anschließend eine 3-wöchige teilstationäre Behandlung zur Tabakentwöhnung.

Zum Zeitpunkt der Vorstellung waren Behandlungsversuche der TO mit Alprostadil und Iloprost unternommen worden. Zudem waren bereits Endgliedamputationen notwendig gewesen. Der Patient war analgetisch versorgt mit Oxycodon, Pregabalin, Tilidin, Ibuprofen und bedarfsweise Metamizol. Die konsumierte Tabakmenge betrug 5 – 10 Zigaretten pro Tag. Bisherige eigeninitiative Rauchstopps waren frustran verlaufen. In der Analyse der Risikofaktoren hatten auftretende Schmerzen und der Umgang mit Langeweile das meiste Gewicht. Der Pat. erlebte eine kurzfristige Linderung der Schmerzen als positive Verstärkung des Rauchens. Aufgrund seiner körperlichen Einschränkungen und Konzentrationsstörungen war er an der Ausübung seiner früheren Hobbys gehindert. Im Sinne der Stimuluskontrolle mied er Freunde, die Tabak konsumierten. Dies bedingte Langeweile.

Wir behandelten den Patienten zunächst mit Vareniclin, welches ein vermehrtes Schmerzempfinden zur Folge hatte und abgesetzt werden musste. Er nahm am psychotherapeutischen und psychoedukativen Programm der Tagesklinik für Patienten mit Abhängigkeitserkrankung teil. Zudem wurde in Einzelkontakten das Programm „Nichtrauchen! Erfolgreich aussteigen in 6 Schritten“ (Batra, A. und Buchkremer, G., 4. Aufl., 2013) eingesetzt.

Ergebnisse: Trotz der schwerwiegenden körperlichen Komplikationen war der Patient bis zuletzt ambivalent hinsichtlich der Nikotinkarenz. Die kurzfristigen positiven Folgen hatten mehr Gewicht als die langfristig negativen. Nur vorübergehend konnten einzelne tabakfreie Tage und Tage mit deutlich reduzierter Zigarettenzahl erreicht werden. Im Aufbau alternativer Strategien bei Schmerzen und Langeweile, positiver Aktivitäten, einer ausgleichenden sportlichen Betätigung und der Zubereitung vitaminhaltiger Speisen war der Patient aufgrund der noch nicht abgeheilten Amputationen und der Schmerzen stark eingeschränkt. Nachfolgend fanden weitere ambulante Kontakte statt. Die fehlende Compliance bezüglich der Nikotinkarenz erschwerte die Behandlungsplanung in der Somatik.

Diskussion: Dieser Fall verdeutlicht die Wichtigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit sowie die Herausforderungen in der motivationalen Arbeit bei Patienten mit schwerwiegenden tabakassoziierten Erkrankungen, nicht zuletzt aber auch die Schwierigkeiten einer suffizienten medikamentösen Behandlung bei einer TO.