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DOI: 10.1055/s-0035-1557638
Therapiehindernisse für Pathologische Glücksspielerinnen
Einleitung: Wie bei vielen anderen Suchterkrankungen sind Männer unter Pathologischen Glücksspielern häufiger vertreten als Frauen. Damit besteht das Risiko, dass Glücksspielerinnen und ihre speziellen Bedürfnisse hinter der zahlenmäßigen männlichen Dominanz zurücktreten. Tatsächlich lässt ein Vergleich repräsentativer Umfragen (BzGA, PAGE) mit der Deutschen Suchthilfestatistik erkennen, dass weniger Frauen in der Therapie ankommen als anzunehmen wäre. Die Gründe sind bislang noch nicht ausreichend geklärt.
Methoden: Neben einer Sichtung der Forschungsliteratur wurden demographische und klinische Daten behandlungssuchender Glücksspielerinnen aus mehreren Ländern herangezogen, u.a. aus der Hamburger Basisdatendokumentation (BADO e.V.; n = 1.210, 11,8% weiblich) sowie aus dem Zentrum für Public Health der Medizinischen Universität Wien (n = 179, 12,3% weiblich). Aufgrund der Heterogenität der Daten sind die Ergebnisse nicht als repräsentativ zu werten.
Ergebnisse: Die Literatur bietet mehrere Erklärungsansätze, bspw. weisen Pathologische Glücksspielerinnen mehr Komorbiditäten auf als männliche und kommen daher verspätet im Hilfesystem an bzw. werden unter einer anderen Hauptdiagnose behandelt. Ein weiteres Erklärungsmodell hebt auf die Geschlechterrollen ab, da Glücksspiel eher mit Männern als mit Frauen in Verbindung gebracht wird.
In unseren eigenen Studien wurden zudem praktische Defizite wie fehlende Angebote speziell für weibliche Spieler genannt, das Fehlen von Kinderbetreuungsangeboten, emotionale Beweggründe wie Schuld- und Schamgefühle sowie mangelhaftes Verständnis und Unterstützung seitens Familie, Freunden und Arbeitskollegen.
Diskussion/Schlussfolgerungen: Die Behandlung Pathologischer Glücksspielerinnen in Einrichtungen, in denen mehrere Frauen gleichzeitig in Therapie sind, ist von Vorteil. Besonderes Augenmerk sollte auch auf die Behandlung seelischer Begleiterkrankungen gelegt werden.