Suchttherapie 2015; 16 - S_29_03
DOI: 10.1055/s-0035-1557609

Prävalenz und psychosoziale Korrelate von Pathologischem Internetgebrauch bei einer repräsentativen Stichprobe deutscher Jugendlicher

L Wartberg 1, L Kriston 2, R Kammerl 3, R Thomasius 1
  • 1DZSKJ, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
  • 2Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
  • 3Universität Hamburg

Einleitung: Ein exzessiver Gebrauch bis zur hin zu einer pathologischen Nutzung des Internets ist in den meisten Industrieländern (besonders aber in Asien, Europa und Nordamerika) ein Phänomen von wachsender Bedeutung. Nach aktuellen epidemiologischen Befunden zeigen in Deutschland Jugendliche häufiger als Erwachsene derartige Verhaltensmuster. Zwischen einem und fünf Prozent der deutschen Jugendlichen berichteten in aktuellen, publizierten Studien eine pathologische Nutzung des Internets.

Methoden: Es wurde bundesweit eine repräsentative Quotenstichprobe von 1723 deutschen Jugendlichen (14 bis 17 Jahre) sowie jeweils ein dazugehöriges Elternteil mit standardisierten Fragebögen untersucht. Die Befragungen wurden in face-to-face-Interviews bei den Familien zu Hause durchgeführt. Mittels einer latenten Profilanalyse (LPA) auf Basis der Antwortmuster in der Compulsive Internet Use (CIUS) wurde die Prävalenz von Pathologischer Internetnutzung bei deutschen Jugendlichen geschätzt.

Ergebnisse: Insgesamt 3,2% der Jugendlichen bildeten eine Profilgruppe, die sich im Gruppenvergleich sowohl nach Einschätzung der Eltern als auch der Jugendlichen durch eine problematischere Internetnutzung sowie eine niedrigere Lebenszufriedenheit und geringere Funktionalität in der Familie auszeichnete. Die Befunde beruhen nicht nur auf den Beurteilungen der Jugendlichen, sondern sind zusätzlich durch ergänzende Einschätzungen der Eltern (Fremdbeurteilungen) validiert.

Diskussion: Die Ergebnisse der vorliegenden Studie sprechen für eine weite Verbreitung des Pathologischen Internetgebrauchs bei Jugendlichen in Deutschland und für die Notwendigkeit mehr präventive sowie therapeutische Angebote zu schaffen.