Suchttherapie 2015; 16 - S_06_02
DOI: 10.1055/s-0035-1557520

Rauchfrei in den OP – Ein Präventionsprogramm für Raucher vor elektiven Operationen

D Konnegen 1, M Neuburger 2, H Hildebrandt 1, 3
  • 1Gesundes Kinzigtal GmbH, Haslach i.K., Deutschland
  • 2Ortenau Klinikum Achern-Oberkirch, Deutschland
  • 3OptiMedis AG, Hamburg, Deutschland

Einleitung: Ein rechtzeitiger Rauchstopp vor Operationen hat im Prinzip nur Vorteile. Er kann dazu beitragen, dass die Dosierung von Anästhetika und Schmerzmitteln reduziert (vgl. Heck & Fresenius (2010) und Sweeney & Grayling (2009)) und das Risiko pulmonaler Komplikationen vermindert wird (vgl. Thomsen, Villebro & Møller (2010) und Zwissler & Reither (2005)), weniger Wundheilungsstörungen auftreten (vgl. Ahn, Mulligan & Salcido (2008)), das Thromboserisiko gesenkt wird (vgl. Benowitz (2003), Bullen (2008) und Surgeon General (2010)) sowie allgemein schwere Komplikationen reduziert werden (Turan et al., 2011).

Methoden: Mit „Rauchfrei in den OP“ hat die Gesundes Kinzigtal GmbH gemeinsam mit dem Ortenau Klinikum (im Ortenaukreis der Träger der kooperierenden Kliniken in Offenburg und weiteren sieben Standorten), der Kreisärzteschaft Ortenau sowie dem Medizinischen Qualitätsnetz der Ärzteinitiative Kinzigtal (MQNK e.V.) ein Programm entwickelt, das Raucher unterstützt, sich einer elektiven Operation rauchfrei zu stellen. Angeboten wird es im Ortenaukreis. Der flächenmäßig größte Landkreis Baden-Württembergs verbindet das Rheintal mit dem Schwarzwald auf Höhe Straßburgs. Konkret werden Patienten, die vor elektiven Operationen stehen, von ihrem behandelnden Arzt im Aufklärungsgespräch auf mögliche Risiken und Auswirkungen des Rauchens bei dem Eingriff hingewiesen. Entscheidet sich der Patient daraufhin zur Programmteilnahme, darf er zwischen den Entwöhnungsmethoden Akupunktur und „Nichtraucher in 6 Wochen“ bei einem Kooperationspartner wählen. Als Qualifikation der Anbieter für Akupunktur wird ein A-Diplom (140 Fortbildungsstunden) oder eine Vollausbildung, beziehungsweise ein B-Diplom (350 Fortbildungsstunden) nach der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur (DÄGfA) e.V. vorausgesetzt. Anbieter des Programms „Rauchfrei in 6 Wochen“ sind die Suchtberatungsstellen sowie einige Ärzte. Sie weisen ihre Qualifikation durch eine erfolgreiche Teilnahme am „Curriculum Tabakabhängigkeit und Entwöhnung“ (20 Stunden), zertifiziert durch den Wissenschaftlichen Aktionskreis Tabakentwöhnung (WAT) e.V., nach. Das Programm ist gemäß §20 SGB V anerkannt. Eine zeitliche Abstimmung der Kurse ist vorgesehen, um Terminüberschneidungen zu vermeiden und kontinuierliche Angebote zu machen. Das vorgestellte Programm basiert auf der schwedischen Initiative „En rökfri operation“ (siehe auch http://www.enrokfrioperation.se). Entwickelt wurde es von Prof. Olle Svensson, einem Orthopäden an der Universitätsklinik Umeå. Wegen der immer wieder auftretenden Komplikationen während und nach Operationen bei Rauchern, weigerte er sich, diese elektiven Eingriffe durchzuführen. Erst bei erwiesener Rauchfreiheit, bei der er die Patienten unterstützte, nahm er sie vor.

Ergebnisse: Mittlerweile setzen rund 66 Prozent aller schwedischen Kliniken seine Initiative um. Im Gegensatz zur schwedischen „rökfri operation“ setzt das Programm „Rauchfrei in den OP“ auf Freiwilligkeit und ausführliche Information. In Deutschland gibt es unseres Wissens bisher keine Initiativen ähnlicher Natur. „Rauchfrei in den OP“ startete im ersten Quartal 2015. Wir berichten über Entstehung, Umsetzung und erste Erkenntnisse.