Suchttherapie 2015; 16 - S_05_01
DOI: 10.1055/s-0035-1557515

Sicherheit finden – Ein Gruppenprogramm für Mädchen zwischen Trauma und Sucht

M Thomsen 1, A Haevelmann 1, I Schäfer 2, PM Sack 1, R Thomasius 1
  • 1DZSKJ, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
  • 2ZIS, Universität Hamburg

Einleitung: Jugendliche befinden sich in einer kritischen Lebensphase sowohl für die Entwicklung einer Abhängigkeitserkrankung als auch für die Herausbildung einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) und deren komorbides Auftreten. Mädchen sind dabei besonders gefährdet. Sie erkranken häufiger an einer PTBS und zeigen ein größeres Risiko, nach einer traumatischen Erfahrung eine Substanzabhängigkeit zu entwickeln als Jungen. Da für die Betroffenen der Substanzkonsum meistens eine Bewältigungsstrategie darstellt und somit eine wichtige Funktion erfüllt, ist eine reine Suchtbehandlung für die Mädchen in der Regel nicht sinnvoll. Eine Traumatherapie setzt jedoch eine Abstinenz voraus. Für Patientinnen, die sowohl eine (subsyndromale) PTBS als auch einen zumindest riskanten Substanzkonsum haben, wäre eine Versorgung wünschenswert, die beide Themen berücksichtigt. Ein entsprechend integrativer Therapieansatz steht jedoch in Deutschland bislang nicht zur Verfügung, so dass den betroffenen Mädchen häufig keine angemessene Behandlung zugutekommen kann. In diesem Beitrag werden die Ergebnisse einer Pilotstudie berichtet, in der das stabilisierende kognitiv-behaviorale Therapieprogramm Sicherheit finden (Seeking Safety), welches in den USA ursprünglich für erwachsene Patientinnen konzipiert wurde, hinsichtlich Durchführbarkeit und Effektivität in der Anwendung bei Mädchen zwischen 14 und 21 Jahren überprüft wurde.

Methoden: In einer Hamburger Beratungsstelle für Mädchen wurden im Untersuchungszeitraum durchgehend Sicherheit-finden-Gruppen angeboten. Insgesamt 56 Mädchen wurden über verschiedene Einrichtungen und Praxen in ganz Hamburg rekrutiert, von denen 36 die erforderlichen Einschlusskriterien erfüllten und für die Teilnahme an der Gruppe und der begleitenden Pilotstudie motiviert werden konnten. Die Mädchen wurden jeweils zu drei Messzeitpunkten befragt (Prä, Post, 3-Monats Follow-Up). Als „Completer“ galten Mädchen, die mindestens 8 von 12 angebotenen Sitzungen (à 90 Minuten) besucht hatten. Mit allen teilnehmenden Mädchen wurde zum ersten Messzeitpunkt eine umfassende Befragung inklusive klinischem Interview vorgenommen. Zu allen Messzeitpunkten wurden Daten zum Substanzkonsum und zu posttraumatischen Symptomen erhoben.

Ergebnisse: In dem Beitrag werden die Ergebnisse der Pilotstudie berichtet und vor dem Hintergrund einer Genderperspektive diskutiert, welche die besondere Situation weiblicher Jugendlicher hervorhebt. Außerdem wird dargestellt, welche Mädchen mit dem Programm erreicht werden konnten.

Diskussion: Die Versorgung traumatisierter Mädchen mit Substanzkonsum stellt in Deutschland noch immer eine Herausforderung dar. Das vorgestellte Programm Sicherheit finden bietet eine erste Möglichkeit zur Verbesserung der Behandlungssituation.