Z Gastroenterol 2003; 41 - P298
DOI: 10.1055/s-0035-1555499

Bedeutung gastrointestinaler Peptidhormone für Magenentleerungsstörungen bei Morbus Crohn

J Keller 1, S Szai 1, JJ Holst 2, C Beglinger 3, C Fibbe 1, P Layer 1
  • 1Israelitisches Krankenhaus in Hamburg, Deutschland
  • 2Universität Kopenhagen, Dänemark
  • 3Kantonsspital Basel, Schweiz

Hintergrund/Einleitung: Obwohl bekannt ist, dass Patienten mit M. Crohn (MC) gehäuft gastrointestinale Motilitätsstörungen aufweisen, gibt es nur wenige und zudem widersprüchliche Daten zum Auftreten von Magenentleerungsstörungen. Darüber hinaus sind zugrunde liegende Pathomechanismen völlig ungeklärt.

Zielsetzung:

  • Vergleich der Magenentleerung fester Substanzen bei Gesunden und Patienten mit MC.

  • Korrelation mit der Freisetzung regulatorisch bedeutsamer gastrointestinaler Peptidhormone.

Material und Methoden: Standardisierter 13C-Octanoat-Atemtest zur Messung der Magenentleerungsgeschwindigkeit fester Substanzen bei 13 Gesunden und 13 Patienten mit MC. Messung der Plasmaspiegel von Cholecystokinin (CCK), Glucagon-like peptide-1 (GLP-1), Peptid YY (PYY) sowie der Blutglucosespiegel präprandial und in vorgegebenen Intervallen über 5h postprandial.

Ergebnisse: Bei Patienten mit MC war die Magenentleerungshalbwertszeit (t 1/2) um 58% verlängert (Mittelwert±SE: 182±26 vs. 115±15min, p=0,038), die lag-Zeit um 73% (p=0,041); die mittlere postprandiale Freisetzung von PYY war unverändert (20,8±7,1 vs. 14,3±3,7 pmol/l, p=0,368), die von GLP-1 allenfalls mäßig (28,3±2,8 vs. 22,9±1,3 pmol/l, p=0,061), die von CCK jedoch um mehr als 300% gegenüber den Gesunden erhöht (6,9±2,4 vs. 2,1±0,2 pmol/l, p=0,026). Bei den Gesunden korrelierten t 1/2 und lag-Zeit mit der postprandialen PYY-Freisetzung (p<0,05). Zudem war die Freisetzung von CCK indirekt mit der von GLP-1 und PYY korreliert (p<0,05). Diese Assoziationen fehlten bei MC. Demgegenüber waren die Magenentleerungsparameter nur bei MC mit der CCK-Freisetzung assoziiert (p<0,05). Weder bei Gesunden noch bei den Patienten bestand eine signifikante Korrelation zwischen GLP-1- oder Blutglucosespiegeln einerseits und der Magenentleerung andererseits.

Schlussfolgerung: Die Magenentleerung fester Substanzen erfolgt bei MC signifikant verzögert. Die physiologische regulatorische Bedeutung von PYY für die Magenentleerung und der physiologische Zusammenhang zwischen der Freisetzung proximaler und distaler intestinaler Peptidhormone sind bei MC verloren. Stattdessen scheint eine exzessive CCK-Freisetzung die Magenentleerungsstörung zu verursachen oder zumindest zu begünstigen.