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DOI: 10.1055/s-0035-1555486
Die Prävalenz kolorektaler Adenome bei 40–50-jährigen erstgradigen Verwandten von Trägern eines kolorektalen Karzinoms ist signifikant erhöht gegenüber gleichaltrigen Kontrollpersonen ohne familiäres Risiko – die saarländische Adenom-Studie
Einleitung: Etwa 25% aller kolorektalen Karzinome (KRK) entfallen auf Verwandte von Betroffenen. Die Prävalenz kolorektaler Adenome bei 50–60-jährigen Verwandten von KRK-Trägern reicht von 17–34%. Unser Ziel war die Bestimmung der Prävalenz von kolorektalen Adenomen bei 40–50-jährigen erstgradigen Verwandten von KRK-Patienten im Vergleich zu gleichaltrigen Personen ohne familiäres Risiko.
Methodik: Über das saarländische Krebsregister kontaktierten wir alle KRK-Patienten eines Zeitraums von 18 Monaten und luden ihre erstgradigen Angehörigen im Alter von 40–50 Jahren zu einer kostenlosen Koloskopie ein (Risikogruppe). Über Zeitungsartikel, Radio- und Fernsehsendungen in der Region wurden freiwillige gleichaltrige Personen ohne familiäres KRK rekrutiert. Mit hochauflösender Video-Koloskopie wurden in standardisierter Untersuchungstechnik alle gefundenen Polypen abgetragen und pathohistologisch untersucht. Einfragebogen zu demographischen und epidemiologischen Daten wurde für jeden Teilnehmer ausgefüllt.
Ergebnisse: Von 231 untersuchten Personen der Risikogruppe (=1) wiesen 35,5% Polypen im Vergleich zu 19,8% der Kontrollgruppe (=2, n=217)auf (p=0,0009). Die Teilnehmer beider Gruppen unterschieden sich nicht in Bezug auf Geschlecht, Ernährungsgewohnheiten oder Medikamenteneinnahme. Die Adenomprävalenz betrug 19,0% in Gruppe 1 verglichen mit 7,8% in Gruppe 2 (p<0,001, Odds Ratio 2,23, 95%CI: 1,28–3,90). Zusätzlich wurden 2 Karzinome entdeckt. Die übrigen Läsionen waren ganz überwiegend hyperplastischer Natur. Neun (3,9%) aus Gruppe 1 vs. drei (1,4%) aus Gruppe 2 wiesen Risiko-Adenome (>1cm) auf. Auch die Verteilung der Läsionen war in beiden Gruppen unterschiedlich: Nur 47,7% der Adenome und Karzinome in der Risikogruppe verglichen mit 66,7% in der Kontrollgruppe waren in Sigma und Rektum lokalisiert.
Schlussfolgerung: Die Prävalenz kolorektaler Adenome bei 40–50-jährigen erstgradigen Verwandten von KRK-Trägern ist signifikant gegenüber gleichaltrigen Kontrollen erhöht. Sie ist so hoch, dass eine Screening-Koloskopie für die Risikogruppe mit dem Alter von 45 Jahren indiziert und – bei routinemäßiger Re-Koloskopie bei Nachweis von Adenomen – auch kosteneffektiv ist.