Z Gastroenterol 2003; 41 - P217
DOI: 10.1055/s-0035-1555419

Transjuguläre Leberbiopsie mit der Ross-Nadel bei KMT- Patienten mit unklaren Hepatopathien. Rechtfertigt die therapeutische Konsequenz das Risiko der Intervention?

P Buggisch 1, B Seegers 1, A Koops 2, S Petri 3, N Kröger 1, G Krupski 2
  • 1Zentrum für Innere Medizin
  • 2Zentrum für Radiologie
  • 3Kerninstitut für Pathologie, Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf

Hintergrund/Einleitung: Patienten nach KMT (Knochenmarkstransplantation) weisen eine Häufung von Leberfunktionseinschränkungen in Verbindung mit ausgeprägter Thrombozytopenie auf, so dass bei diesen Patienten die bioptische Klärung häufig unterbleibt. Die transjuguläre Leberbiopsie (TJLB) zählt zu den möglichen Biopsieverfahren bei Patienten mit gestörter Gerinnung und/oder ausgeprägtem Aszites.

Zielsetzung: Ziel dieser retrospektiven Auswertung war die Evaluation des Einflusses der TJLB auf Änderungen des Therapieregimes insb. bei Patienten nach KMT. Außerdem sollten Komplikationen, technische Machbarkeit, Kosten sowie Güte des gewonnenen Biopsiezylinders beurteilt werden.

Material und Methoden: Ausgewertet wurden retrospektiv 76 Pat. (45 Männer, 31 Frauen, mittleres Alter 42J., Biopsiezeitraum 1995–2003). 51 Pat. mit Hepatopathie nach KMT, 25 Pat. mit Infektionskrankheiten oder einer Leberzirrhose unklarer Genese. Die Indikation zur Leberbiopsie ergab sich aus dem Anstieg der Transaminasen in Verbindung mit Lebersyntheseeinschränkung (Bilirubin >5mg/dl und/oder Quick <50%). Eine transkutane Punktion war wegen Gerinnungstörung (Thrombozytopenie <40000/nl und/oder Quick <40%) kontraindiziert. Die TJLB wurde mit der modifizierten 15/16 G Ross-Nadel durchgeführt. Bei der Auswertung der Kosten wurden die direkten Kosten des Verbrauchsmaterials, nicht die Betriebskosten zugrundegelegt. Als Änderung des Therapieregimes wurde eine aus der Histologie folgende Änderung der Medikation gewertet.

Ergebnisse: Bei allen Patienten wurde ein histologisch verwertbarer Biopsiezylinder (mittlere Biopsatlänge: 1,78cm) gewonnen, die technische Erfolgsrate lag bei 100%. Schwerwiegende Komplikationen traten nicht auf (0%). Bei 45 der Pat. nach KMT (88%) ergab sich durch das Biopsieergebnis eine direkte Änderung des Therapieregimes.

Schlussfolgerung: Die TJLB in Aspirationstechnik ist auch bei KMT-Pat. mit Koagulopathien und unklaren Hepatopathien ein sicheres Verfahren mit geringer Komplikationsrate und aussagekräftigen Biopsiezylindern. Die Histologie hat bei Patienten nach KMT einen wesentlichen Einfluss auf die weitere Therapieplanung, so dass auch bei diesem Risikokollektiv im Anbetracht der geringen Komplikationsrate und der geringen Kosten der Einsatz der transjugulären Leberbiopsie sinnvoll erscheint.