Z Gastroenterol 2003; 41 - P133
DOI: 10.1055/s-0035-1555335

Glivec (Imatinib) hemmt das Wachstum des Pankreaskarzinoms

M Müller 1, J Kleeff 1, J Li 1, L Fischer 1, I Esposito 2, MW Büchler 1, H Friess 1
  • 1Chirurgische Klinik, Universität Heidelberg
  • 2Insitut für Pathologie, Universität Heidelberg

Einleitung: Das Pankreaskarzinom zählt zu den häufigsten Tumoren des Gastrointestinaltraktes mit einer miserablen Prognose. Es ist wenig strahlen- und chemosensitiv; es muss daher nach neuen Therapiewegen gesucht werden, über welche das Pankreaskarzinom effektiv behandelt werden kann. Basierend auf neuen molekularbiologischen Erkenntnissen wurde Glivec, ein c-kit Tyrosinkinase Inhibitor entwickelt, der erfolgreich in der Behandlung der chronischen myeloischen Leukämie und von gastrointestinalen Stromatumoren eingesetzt wird.

Ziel: In der vorliegenden Studie wurde der Effekt von Glivec auf das Wachstum und die Übermittlung von mitogenen Signalen in Pankreaskarzinomzellen untersucht, sowie die Expression von c-kit und seinem Liganden SCF analysiert.

Methodik: Die Effekte von Glivec und Wachstumsfaktoren auf das Wachstum von Pankreaskarzinomzellen wurde mithilfe des MTT Assays analysiert. Die Expression von c-kit und SCF wurde mittels Immunhistochemie in 17 normalen Pankreasgeweben und 27 Pankreaskarzinomen untersucht.

Ergebnisse: Der c-kit Tyrosinkinase Inhibitor Glivec inhibierte das Wachstum von Pankreaskarzinomzellen dosisabhängig. EGF, FGF2, IGF jedoch nicht PDGF oder SCF stimulierten dosisabhängig das Wachstum von Pankreaskarzinomzellen. Glivec reduzierte die durch EGF, FGF2 und IGF vermittelte Wachstumsstimulierung, führte jedoch nicht zu einer Reduktion der EGF, FGF2 oder IGF induzierten intrazellulären Signalvermittlung. SCF Immunoreaktivität zeigte sich in Pankreaskarzinomgeweben, wohingegen in Azinuszellen, Gangzellen und Inseln im normalen Pankreas keine SCF Färbung beobachtet werden konnte. Im Gegensatz hierzu zeigte sich c-kit Immunoreaktivität in Gangzellen im normalen Pankreasgewebe, sowie in 73% der untersuchten Pankreaskarzinome.

Schlussfolgerung: Glivec bremst das Wachstum von Pankreaskarzinomzellen über Mechanismen, die zumindest in vitro SCF/c-kit und PDGF unabhängig zu sein scheinen. In Verbindung mit der beobachteten Expression des c-kit Rezeptors in der überwiegenden Mehrzahl der Pankreaskarzinome zeigt sich hier jedoch gleichwohl ein neuer vielversprechender Therapieansatz. Klinische Untersuchungen zur potentiellen Wirksamkeit dieses neuen Tyrosinkinase Inhibitors in der Behandlung des Pankreaskarzinoms sind daher angezeigt.